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H-Kennzeichen nicht mehr für Youngtimer?

Man könnte das Gefühl bekommen, dass nun wirklich alle am Rad drehen. Das Ziel: Saubere Luft! Aber zu welchem Preis? Jeden Tag gibt es neue Vorschläge wie man hier und dort noch etwas CO2 einsparen könnte, wie man hier und dort noch etwas NOx reduzieren könnte oder wie man ganz einfach die Autos aus der Stadt bekommt. Fahrverbote, Tempolimits, vermutlich fordert man demnächst noch das Verbot von Handschalt-Getrieben, denn wenn man nicht rechtzeitig schaltet, dann verbraucht man schließlich auch mehr. Ein höherer Verbrauch bringt auch höhere Emissionen mit sich, somit ist dieser Vorschlag doch gar nicht so abwegig, oder? Gibt es demnächst nur noch Automatik- oder Doppelkupplungs-Getriebe. Das ist auch viel besser für die ganzen Assistenzsysteme.

H-Kennzeichen
Kein H-Kennzeichen für Youngtimer von 1990-1999? Was für ein Quatsch!

Aktuell macht aber ein ganz anderes Thema die Runde und erhitzt die Gemüter: Sollen aktuelle Youngtimer noch ein H-Kennzeichen bekommen? Aktuell dreht sich da die Gedankenspirale, ob man die Fahrzeuge die zwischen 1990 und 1999 gebaut wurden, nicht einfach mal raus lässt. Diesen Vorschlag hatte ein Mitglied vom Allgemeinen Schnauferl-Club Deutschland vorgebracht und der bringt nun das Blut in Wallung. Der ASC, den es übrigens bereits seit 1900 gibt, distanziert sich von dem Vorschlag. Vermutlich auch, weil nun gerade ein kleiner Shitstorm ausgebrochen ist. Dem ASC wird vorgeworfen, dass es ein elitärer Club sein soll, der nun auch noch die Youngtimer-Fahrer ausgrenzen will. Der Präsident des ASC, Uwe Brodbeck, gibt aber zu bedenken: „Es ist natürlich zu erwarten, daß die 30jährigen und damit H-Kennzeichen-fähigen Autos in größeren Stückzahlen auf uns zukommen.“ und das stimmt. Die Fahrzeuge die nicht irgendwelchen Abwrackprämien zum Opfer gefallen sind, die könnten nun wirklich in größeren Stückzahlen das begehrte H-Kennzeichen bekommen. Die Prüforganisationen müssen sich nun verantwortlich zeigen und die „guten“ von den „schlechten“ Fahrzeugen zu selektieren, denn die Voraussetzungen für ein H-Kennzeichen bleiben natürlich streng.

Seit dem Jahre 1989 gibt es übrigens den Dreiwege-Katalysator, das bringt für die Benziner die grüne Umweltplakette. Die Fahrzeuge, also die aktuellen Youngtimer, dürfen auch ohne H-Kennzeichen (noch) in die meisten Städte. Vorteile könnte es also eher für Diesel-Fahrzeuge geben, und steuerlich betrachtet muss man sich natürlich auch überlegen ab wieviel Hubraum es Sinn macht. Ein Mazda MX-5 z.B., könnte in diesem Jahr ein H-Kennzeichen bekommen. So ein Fahrzeug fährt man ja nicht mehr über das ganze Jahr, hier würde ein Saison-Kennzeichen mehr Sinn machen und unterm Strich Geld sparen. Ein Fahrzeug mit z.B. einem Hubraum von 1,2 Liter kostet sogar weniger Steuern als mit einem H-Kennzeichen. Hier wäre ein Opel Corsa A ein gutes Beispiel. Den 1.2 Liter Benziner gab es mit 45 PS.

H-Kennzeichen
H-Kennzeichen – Wann ist Ihr Fahrzeug ein Oldtimer?

Warum fordert man die Aussetzung des H-Kennzeichens?

Warum möchte das ASC Mitglied also nun die Aussetzung vom H-Kennzeichen für die aktuellen Youngtimer? Er hat Angst, dass die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes zornig reagieren auf die Oldtimer-Besitzer. Nämlich dann, wenn demnächst jeder mit dem H-Kennzeichen in der Umweltzone die Luft verpesten darf, während man selbst ggf. mit seinem noch recht frischen (aber leider mit Euro 4 oder Euro 5 versehenen) Diesel nicht mehr hinein fahren darf. Das Mitglied fürchtet nicht nur eine Vielzahl neuer Fahrzeuge mit H-Kennzeichen, sondern auch steigende Fahrleistungen.

Die Deutsche Umwelthilfe mischt natürlich auch mit! Die DUH, die übrigens noch weniger Mitglieder hat als der ASC und dennoch in aller Munde ist, springt hier natürlich sofort auf und verweist darauf, dass man bereits bei der Einführung der Umweltzonen gegen die Ausnahmeregelungen für Oldtimer gewesen sei. Noch schärfer ausgedrückt: Wenn die „alten Karren“ wie ein VW Golf 3 demnächst ein H-Kennzeichen bekommt, würde sich die Situation noch einmal verschärfen.

Das sehen wir anders, denn bereits heute hat noch lange nicht jeder, der ein H-Kennzeichen beantragen könnte, das gemacht, und die Fahrzeuge die nun ein H-Kennzeichen bekommen sind meistens aus den 60er und 70er Jahren.

Anfang 2018 waren ca. eine halbe Million Fahrzeuge mit H-Kennzeichen ausgerüstet. Nicht vergessen, insg. sind 45 Millionen Fahrzeuge in Deutschland zugelassen.

Die Frage die immer noch ungeklärt ist: Schützt ein H-Kennzeichen vor Dieselfahrverboten, die nicht gleichzusetzen sind mit den Umweltzonen.

H-Kennzeichen auszusetzen für die aktuellen Youngtimer ist rechtlich nicht möglich

Wir können hier übrigens vorsichtig eine Entwarnung aussprechen. Carsten Müller ist der Vorsitzende des Parlamentskreises Automobiles Kulturgut im Bundestag und er bestätigt, was wir uns bereits gedacht haben: Das H-Kennzeichen nur für bestimmte Baujahre auszusetzen ist rechtlich nicht möglich. Das H-Kennzeichen dient zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturguts und dazu gehören unserer Meinung nach auch die Youngtimer die sich bis zum 30. Geburtstag retten konnten. Das H-Kennzeichen kann beantragt werden, wenn die Erstzulassung 30 Jahre her ist und das wird sich vorerst auch nicht ändern.

Diese Fahrzeuge bekommen 2017 ihr H-Kennzeichen verliehen

Oldtimer sind beliebt. Jedes Jahr steigt die Anzahl der vergebenen Oldtimer-Kennzeichen (auch liebevoll H-Kennzeichen genannt. Dabei müssen die Fahrzeuge eine ganze Menge Auflagen erfüllen um das begeherte H im Kennzeichen tragen zu dürfen. Es gibt einen umfassenden Anforderungskatalog für die Begutachtung von Oldtimern. Das Fahrzeug muss mindestens 30 Jahre alt sein. Hier gilt das Datum der Erstzulassung. Dann muss das Fahrzeug auch noch im „zeitgenössischen und gut erhaltenen“ Zustand sein. Zeitgenössisches Tuning ist erlaubt, neumodischer Schnick Schnack eher nicht. Es sei denn wir reden über das Thema Sicherheit und Umwelt, da wird auch der härteste TÜV-Prüfer weich.

Der größte Vorteil der H-Kennzeichen? Man darf mit diesem Schild in die Umweltzonen, darüber hinaus zahlt man eine pauschale Steuer von 192 Euro. Hier muss man nun also nachrechnen ob sich das H-Kennzeichen lohnt. Motoren mit wenig Hubraum und einer passenden Abgasreinigung, sind mit einem normalen Kfz-Kennzeichen ggf. günstiger unterwegs. Auch die Versicherungen schränken die Nutzung der Oldtimer ein, wer sein Fahrzeug also häufig nutzen möchte sollte wirklich nachrechnen.

Wir haben nachgerechnet und einige Autos gefunden die im Jahr 2017 den 30. Geburtstag feiern. Nachfolgende Fahrzeuge könnten nun also in diesem Jahr ein H-Kennzeichen erlangen. Bei einigen kann man sich das gar nicht vorstellen.

Audi 90
Den Audi 80 und somit den Vorgänger der Audi A4 Baureihe kennt vermutlich jeder. Doch kennt ihr auch den Audi 90? Es war eine veränderte Version mit etwas mehr Luxus und vor allem mehr Leistung. 1987 kam der Audi 90 auf den Markt, hatte eine geänderte Front und ein attraktives Leuchtenband zwischen den Heckleuchten. Unter der Haube? Da gab es die begehrten 5-Zylinder.

BMW E30 Touring
Der 3er BMW hat einen zweifelhaften Ruf bekommen, vor allem als E30. Ich persönlich mag den 3er. Gerade die eckige E30er Baureihe hat es mir angetan und ich würde sofort die Garage leer räumen, wenn ich die Chance auf einen günstigen M3 hätte. Günstige M3 kann man sich abschminken und auch die Preise für die normalen E30 Fahrzeuge ziehen gewaltig an. Das betrifft nun wohl auch bad das Touring-Modell, denn davon werden die ersten Modelle nun auch schon 30.

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BMW 750i (E32)
750i! Bei den Worten bekommen manche Fans Gänsehaut. Fast 300 PS dank einem 5.0 Liter Zwölfzylinder. Die Werbung für den Motor „mit der ganz besonderen Laufruhe“ war damals genial: BMW stellte ein 5-Mark Stück hochkant auf den Motorblock. Der Motor lief, die Münze blieb stehen. Besser kann es gar nicht laufen.

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Citroen AX
Wenn ich an den Citroen AX denke, muss ich unweigerlich an meine Jugend denken. Wir wohnten in der Nähe von einem Citroen Autohaus und dort war ich halt häufiger mal „Prospekte“ abholen. Als Kind war es für mich das größte die Prospekte der neuen Fahrzeuge zu haben. So auch vom Citroen AX Sport, den mein Vater damals fast gekauft hatte. Optisch betrachtet typisch 80er Jahre, dafür aber leicht. Inzwischen muss man fast froh sein, dass wir damals keinen hatten. Er war mit vielen Mängeln gesegnet und inzwischen ist er auch fast komplett von der Bildfläche verschwunden. Die Fahrzeuge die gerettet wurden, können nun also auch schon bald ein H-Kennzeichen bekommen, ob sich das wirklich lohnt kann nur der AX-Besitzer für sich selbst ausrechnen und entscheiden.

Ferrari F40
2.9 Liter V8, 478 PS, von 0 auf 100 in 4,1 und beschleunigte den Boliden laut Werksangabe in 4,1 Sekunden auf 100 km/h, maximal auf 324 km/h. Rund 1.300 Exemplare wurden bis 1992 produziert, schön auffällig mit Heckflügel und Klappscheinwerfern. Auch bei einem F40 kann man Geld sparen mit einem H-Kennzeichen, ob das bei einem Schätzpreis von einer Million dann wirklich noch ins Gewicht fällt steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt Papier.

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Ford Sierra Facelift
Im Jahr 1987 bekam der Ford Sierra sein Facelift. Auf den ersten Blick erkennt man es an den schmaleren Scheinwerfern an der Front. Geheimtipp: Ford Sierra Cosworth kaufen, dann hat man 204 PS unter der Haube und nach dem Turboloch, kommt noch mal ein richtiger Tritt in den Hintern. Der macht richtig Spaß!

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Mazda 626
Der Mazda 626 gehört in der dritten Generation zu den erfolgreichsten Importfahrzeugen in Deutschland. Viel Technik für wenig Geld gab es damals von Mazda und wenn der Rost sie nicht weichgeklopft hat, dann gibt es sie auch heute noch recht günstig. Eine Wertsteigerung schließe ich allerdings eher aus, dafür fehlt dem Modell der Kultfaktor.

Mercedes-Benz E-Coupé (C 124)
Der Vorgänger vom E-Klasse Coupé, als Coupé wunderschön und zeitlos. Auf dem Genfer Automobil-Salon debütiert die Coupé-Variante der Baureihe 124 mit den Modellen 230 CE und 300 CE, somit könnten die ersten Coupés nun auch mit einem H-Kennzeichen ausgestattet werden.

Opel Kadett E Cabrio
Alte Liebe rostet nicht, es sei denn sie ist von Opel. Die Motoren waren klasse, aber die Karossiere hatte – wenn man die Fahrzeuge nicht gepflegt hatte – schnell mehr Löcher als ein Schweizer Käse.

Wenn der Rost nur nicht wäre, dann hätten wir heute vermutlich noch mehr Opel Kadett E Cabrios auf der Straße. Die Modelle waren damals begehrt, vor allem der GSI mit 115 PS und digitalem Tacho (auch Mäusekino) genannt. Ich selber wollte immer ein GSI Cabriolet haben, am liebsten in Weinrot mit beigefarbenden Dach. Es hatte nicht sein sollen, bei mir wurde es später aber immerhin ein Nach-Nachfolger. Nun, wie die Zeit vergeht, auch die ersten Opel Kadett E Cabrios bekommen nun schon ein H-Kennzeichen und ich weiß nun, dass ich offiziell alt bin.

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Diese Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sicherlich gibt es noch weitere Modelle wie z.B. der Peugeot 405 die nun auch in diesem Jahr 30 werden, aber die beliebtesten dürften wir erfasst haben.

Fotos: Jens Stratmann / Hersteller