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Auto anmelden in Rumänien und Bulgarien: Steuern sparen auf Italienisch!

Im Italienurlaub staunen manche Touristen nicht schlecht. Denn wenn sie die Kfz-Kennzeichen ihrer Mitreisenden betrachten, müssen sie erst einmal prüfen, ob sie im richtigen Land sind. Bulgarische Kennzeichen in Italien erwecken den Eindruck, statt an der Adria am Goldstrand gelandet zu sein. Doch es sind nicht etwa Rumänen oder Bulgaren, die die weite Reise aus dem Osten angetreten haben, um sich am Mittelmeer zu bräunen. Spätestens wenn an der Kreuzung ein lautes „Stronzo“ aus dem offenen Fenster ertönt, wird klar, dass die Fahrer der vermeintlich ausländischen Autos Einheimische sind.

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„Zulassungs-Tourismus“ ist nicht verboten. Italien denkt trotzdem über Sanktionen nach.

Alles eine Frage des Geldes: Auto in Bulgarien zulassen und sparen

In Italien und auch in Griechenland ist es seit einiger Zeit in Mode, Autos auf dem Balkan anzumelden und dann damit in der Heimat herumzufahren. Die meisten Italiener haben dafür niemals einen Fuß auf bulgarischen Boden gesetzt. Waren sie doch einmal dort, dann nur, um ihre neue Luxus-Karre in Empfang zu nehmen. Nun mag man sich fragen, wieso Italiener unbedingt mit einem rumänischen Kennzeichen herumfahren wollen. Die Antwort ist ganz einfach und lautet: Geld. Denn in Italien und Griechenland läuft die Einstufung in die Kfz-Versicherung über den Hubraum. Schnell wird aus einem Mittelklassewagen plötzlich ein Luxusauto, für das dann hohe Kosten anfallen. Damit sich die Italiener und Griechen den teuren SUV mit entsprechenden Spritkosten leisten können, sparen sie einfach an den Steuern.

Wohnsitz anmelden oder Firma gründen

Die Bedingungen, um in Rumänien oder Bulgarien ein Auto anzumelden, sind einfach. Man muss lediglich einen Wohnsitz im Land nachweisen. Fahrzeugeigentümer und Fahrer müssen in Italien nicht übereinstimmen. Schon für 100 bis 200 Euro findet sich ein Bulgare oder Rumäne, der seine Adresse und seinen Namen spendiert, und schon ist das italienische Luxusauto billig zugelassen. Die Griechen profitieren durch die Nähe zu Bulgarien. Sie gründen Scheinfirmen in Bulgarien und verkaufen ihre Privatfahrzeuge an ihre neu gegründete bulgarische Firma. Dort bekommt das Auto ein neues Kennzeichen und wird wie gewohnt in Griechenland genutzt. Eine Firma in Bulgarien zu gründen, ist nicht teuer, sodass dieser Trick in der Praxis oft angewendet wird. Die Ersparnis bei der Kfz-Steuer ist weitaus höher, sodass es sich am Ende lohnt.

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Die europäische Freizügigkeit erlaubt die Auto-Anmeldung im Ausland (Foto: Peter Bandermann)

Freizügigkeit in der EU ermöglicht „Zulassungs-Tourismus“

Der Polizei sind bei dieser Praxis die Hände gebunden. Seit dem EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens gilt auch für diese beiden Länder der Grundsatz der Freizügigkeit. So dürfen laut EU-Recht Autos von A nach B eingeführt werden. Lässt man das Auto auf einen Freund oder eine Freundin in Bulgarien oder Rumänien zu, ist das legal. Der Strafzettel landet natürlich auch nicht beim Fahrer. Um dem „Zulassungs-Tourismus“ trotzdem Einhalt zu gebieten, wird zum Beispiel darüber nachgedacht, neu gegründete Unternehmen in Bulgarien auf ihre Aktivitäten zu überprüfen, um so aufzudecken, ob es sich um eine Scheinfirma handelt. Auch von der Wohnsitz-Überprüfung des regelmäßigen Fahrers ist die Rede. In Griechenland sind solche Kontrollen bereits an der Tagesordnung. Regelmäßig werden Fahrzeuge mit bulgarischen Kennzeichen angehalten und überprüft. Kommt dabei heraus, dass der einzige Zweck der „Firma“ die billige Auto-Anmeldung ist und sonst keinerlei Aktivitäten stattfinden, wird das teuer. Doch sowohl in Griechenland als auch im krisengebeutelten Italien mahlen die Mühlen des Gesetzes langsam. Bis es wirklich zu einer Gesetzesänderung kommt, wird noch viel Sprit die Balkanroute entlanggeflossen sein.