Auto mit Blackbox: Überwachung durch die Kfz-Versicherung?

Ab dem nächsten Jahr wollen die großen deutschen Kfz-Versicherungen zum ersten Mal großflächig Telematik-Tarife anbieten. Bei Versicherten mit Telematik-Tarif fährt dann zusätzlich ein Gerät mit, das die Fahrweise des Autofahrers aufzeichnet. Wer ordentlich fährt und sich verkehrskonform verhält, wird im Austausch für seine Daten mit einer günstigeren Prämie belohnt. Dennoch stehen die bald erscheinenden Datensammelgeräte im Auto – Blackbox oder Telematik-Box genannt – in Verruf, den Fahrer zu überwachen.

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Die Blackbox sammelt Daten über das Fahrverhalten.

Auto mit Blackbox? So funktioniert’s

Ein Autofahrer kann die Blackbox an die Bordelektronik anschließen. Sobald das Gerät eingeschaltet ist, misst es kontinuierlich den Standort, die Geschwindigkeit, die Beschleunigung, Bremsmanöver – eben das gesamte Fahrverhalten. Die aufgezeichneten Daten sendet das Gerät ungefähr dreimal in der Minute an eine Datensammelstelle. Die Blackbox funkt zusätzlich eine Kundenidentifikationsnummer. Die Datensammelstelle kann aus der Nummer und den Fahrtdaten nicht ablesen, um wen es sich bei dem Fahrer handelt. Erst die zuständige Versicherung kann die Nummer einer natürlichen Person zuordnen. Die Sammelstelle speichert die Fahrtdaten also anonymisiert – vergleichbar mit Handydaten. Etwa einmal pro Monat fasst die Sammelstelle die ermittelten Daten zu einem Gesamtwert zusammen. Diesen „Score“ genannten Wert erhält die zuständige Versicherung. Der Versicherer ordnet den Score-Wert der richtigen Person zu und berechnet auf dessen Grundlage die Versicherungsprämie für den Versicherten.

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Kritische Stimmen beim Thema Telematik-Versicherung

Viele Menschen sehen bei der Blackbox im Auto schwarz. Der permanenten Datensammlung stehen insbesondere Datenschützer in Zeiten von Überwachungsskandalen kritisch gegenüber. Dabei sind die Blackbox-Modelle noch harmlos im Vergleich zu beispielsweise Telematik-Tarifen in Großbritannien. Dort sind bereits Geräte auf dem Markt, die wesentlich weiter gehen: Wenn dort ein junger Autofahrer zwischen 23 und fünf Uhr mit seinem Wagen fährt, ist er direkt mal 100 Pfund los! Die englische Blackbox registriert den Verstoß und sendet die Daten sofort an die Versicherung. Der Versicherer veranlasst dann umgehend eine Abbuchung der Geldstrafe vom Konto des Fahrers. Aber keine Angst, so weit ist die Auto-Blackbox in Deutschland noch nicht und laut unseren Versicherern soll es auch nicht so weit kommen.

Fährt Big Brother ab jetzt mit?

Autofahrer in Deutschland, die mit der Telematik-Versicherung liebäugeln, müssen sich noch lange keine Sorgen über eine totale Überwachung am Steuer machen. Denn durch die getrennten Datenkreise zwischen Datensammelstelle und Versicherer kann niemand einen Fahrer direkt überwachen. Die Datensammelstelle weiß schließlich nicht, wer das Auto fährt, und die Versicherungen erhalten lediglich den zusammengefassten Score-Wert. Eine Überwachung à la Big Brother muss auf deutschen Straßen also keiner befürchten. Trotzdem sind die Sorgen nicht bei jedem Autofahrer ausgeräumt. Insbesondere die noch möglichen zukünftigen Entwicklungen drücken einigen Fahrern aufs Gemüt. Schließlich will bereits heute absolut nicht jeder einen ständigen Begleiter haben, der jede kleinste Verkehrssünde mitbekommt. Dennoch ist laut einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Towers Watson die Mehrheit der deutschen Autofahrer bereit, eine Kontrolle für eine günstigere Prämie in Kauf zu nehmen.

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Mehr als eine günstigere Prämie

Eigentlich ist es ganz einfach: Wer am Steuer nicht überwacht werden will, der schließt eben keinen Telematik-Tarif ab. Dabei verzichtet der Fahrer aber nicht nur auf Vergünstigungen hinsichtlich der Versicherungsprämie, die Geräte sollen auch einige technische Vorteile bieten. Zunächst sind einige Geräte in der Lage, einen automatischen Notruf zu senden, falls der Fahrer einen Unfall baut. Das kann beispielsweise wichtig werden, falls der Fahrer bei dem Unfall bewusstlos wird und dringend medizinische Hilfe benötigt. Ebenso können einige Geräte den Wagen nach einem Diebstahl orten. In Italien soll die Ortungsfunktion bei Diebstahl dem Telematik-Tarif sogar zum Durchbruch verholfen haben.

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