Das Ergebnis vom Diesel-Gipfel? Was für ein Mist! Es ändert sich alles oder bleibt wie es ist!

Früher, da gab es noch das mediale Sommerloch. Da sprach man über „Nessie“, dem Ungeheuer aus dem schottischen See Loch Ness, da gab es „Sammy“ das Krokodil im Baggersee, „Bruno“ der Braunbär der zum Problembär wurde und das leider mit seinem Leben büßen musste, dann gab es immer wieder Alien-Sichtungen und natürlich war auch das Wetter stets omnipräsent in der Berichterstattung.

Dieses Jahr gibt es kein mediales Sommerloch. Dieses Jahr beherscht eine Erfindung aus dem Jahre 1892 die Schlagzeilen. 1892 meldete Rudolf Diesel beim Kaiserlichen Patentamt zu Berlin eine „Neue rationale Wärmekraftmaschine“, die nach vielen weiteren Überarbeitungen zum Diesel-Motor werden sollte. 1897 war damals das erste Modell fertig und wurde gelobt für den Wirkungsgrad, den geringen Verbrauch, die weite Reichweite (bei entsprechender Tankgröße) und heute ist der Diesel-Antrieb nicht mehr wegzudenken aus der PKW-, LKW- und Schiffs-Produktion.

2017, also genau 120 Jahre später steht der Diesel vor seinem multimedialen Ende. Viele „Experten“ melden sich zu Wort, man fordert Diesel-Fahrverbote, Umrüstungen der Fahrzeuge, Rückrufaktionen, Entschädigungen der Kunden und Käufer. Man spricht von arglistigen Täuschungen, von Betrug, Manipulation und jeden Tag gibt es neue Entdeckungen.
Diesel-Fahrer in Deutschland in Angst und Schrecken? Soweit ist es noch nicht, aber wer sich erst vor ein paar Jahren einen „modernen Diesel“ gekauft hat, eventuell auch mit dem Gedanken etwas „gutes für die Umwelt zu tun“, weil man sich für einen „sauberen Diesel“ entschieden hat. Das dieser nun doch nicht so sauber ist wie erwartet, dass dieser nun nachgestellt werden muss, dass dieses Diesel-Fahrzeug nun an Wert verloren hat, während ein Diesel-Fahrzeug früher immer eine sichere Bank war – ja, das muss man erst einmal verkraften.

Dazu die Fragen: „Darf ich demnächst mit dem Diesel-Fahrzeug noch in die Stadt fahren?“ oder aber auch „Wann kommt das Diesel-Fahrverbot?“ – machen wir es kurz: Die Kunden sind verunsichert – und viele Experten auch! Da werden viele Fachbegriffe durcheinander gewürfelt und unterm Strich werden die Kunden / Käufer / Autofahrer noch mehr verunsichert.

Am Mittwoch fand dann das Kasperle-Theater, Verzeihung der Diesel-Gipfel statt. Politiker und Autobauer an einem Tisch. Viel heiße Luft, viele Versprechen, am Ende hat nur noch gefehlt, dass der Kasperle das Krokodil verprügelt bzw. den bösen Umwelt-Räuber durch den Saal gejagt hätte.

Wir haben den Diesel-Gipfel in diversen Live-Tickern verfolgt, alleine aus privatem Interesse, denn unser Jens hat einen 1.6 Liter TDI von Volkswagen in der Familie, einer der Problem-Motoren die nun mit einem Software-Update (und einer weiteren Hardware-Umrüstung, einem sogenannten Lüftungsgleichrichter) „sauberer“ gemacht wurden. Im Vorfeld zum Diesel-Gipfel gab es schon wieder viele Berichte, die Deutsche Umwelthilfe hat noch mal erwähnt, dass die Diesel-Fahrzeuge „im DUH eigenen Messzyklus“ mehr Emissionen ausstoßen als beim „NEFZ-Verbrauch“.

Für die Angabe braucht man übrigens kein Experte zu sein, jeder weiß, dass ein Fahrzeug in der Stadt mehr verbraucht als im NEFZ-Test, oder? Mehr Verbrauch = Mehr Ausstoß von Emissionen und dementsprechend auch eine höhere Belastung für die Umwelt. Greenpeace, also die Umweltschützer die auf den Meeren mit Diesel-Kutter unterwegs sind um die Umwelt zu retten, hat sich natürlich auch noch vorher zu Wort gemeldet und fandne hier und dort auch Gehör.

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Bitte nicht falsch verstehen: Auch wir möchten die Umwelt / die Welt für unsere Erben schützen, auch uns liegt vieles an guter Atemluft, aber als Kinder der 70/80er Jahre – können und müssen wir den blinden Aktionismus gerade nicht verstehen, vielleicht sind wir dafür auch einfach nur zu dumm. Wir sind in einer Zeit groß geworden, da war 5,4 Liter nicht der Norm-Verbrauch sondern die Liter-Angabe vom Hubraum. Wir Kinder auf der Straße haben uns gegenseitig mit den Verbräuchen der Väter überboten, Trumpf war der Höchstverbrauch.

Aber keine Angst, Diesel spielte damals keine Rolle, denn wir wollten immer alle Benziner haben. Denn der Diesel war teuer und machte sich nur bei vielen Kilometer im Jahr bezahlt. Den kaufte man nämlich als Vielfahrer, der dann Geld sparen wollte. Aus Umweltschutzgründen hat sich sicherlich keiner einen Diesel gekauft. Jens in seiner Familie übrigens auch nicht, die wollten günstig pendeln.

Kommen wir zum Ergebnis vom Diesel-Gipfel: Mehr als fünf Millionen Dieselautos in Deutschland sollen nun umgerüstet werden. 2,5 Millionen Fahrzeuge von Volkswagen, 2,5 Millionen der anderen Hersteller. Sprich Euro 5 und Euro 6 Fahrzeuge sollen durch eine neue Software weniger Schadstoffe ausstoßen. Der VDA sprich von dem Ziel einer Stickoxid-Reduzierung von 25-30 % der nachgerüsteten Fahrzeuge. Angeboten werden die Nachrüstungen derzeitig von BMW, Daimler (also Mercedes-Benz), Opel und halt Volkswagen, die aber sowieso schon dazu gezwungen wurden. Für die Halter selbt sollen keine Kosten entstehen, aber sie müssen sich Zeit nehmen. Zeit um in die Werkstatt zu fahren. Das Softwareupdate soll keinen Einfluss haben auf die Leistung des Motors, auf den Verbrauch oder die Lebensdauer und ich erkläre euch auch noch kurz wieso:

In den letzten Jahren haben die Entwickler nicht geschlafen! Es gibt neue technische Möglichkeiten der Kennfeld-Abstimmung, somit kann man dem modernen Diesel-Motor in bestimmen Drehzahlbereichen durchaus mehr oder weniger Leistung geben. Nicht davon betroffen ist die Leistung vom Motor selbst, die ja sowieso nur in einem bestimmten Drehzahlbereich zur Verfügung steht. Nicht betroffen davon ist die Höchstgeschwindigkeit!

Die Aufgabe ist es, den Motor im niedrigen Drehzahlbereich sauberer einzustellen, nämlich in dem Bereich, in dem er am häufigsten gefahren wird. Wer ständig Vollgas fährt, wird weiterhin hinten die Emissionen nur so raushauen als gäbe es kein Morgen. Durch neue Technologien ist es also möglich in Teillastbereichen den Diesel-Motor durch ein Softwareupdate im Motorsteuergerät sauberer zu machen. Doch das funktioniert natürlich nicht bei allen Motoren, andere Motoren verlagen nach größeren Umrüstmöglichkeiten. Ad Blue z.B., der Harnstoff der ja auch schon die Kartell-Gedanken geschürrt hat, doch das ist ein ganz anderes Thema!

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Doch ist das Diesel-Fahrverbot nun durch die Umrüstungen vom Tisch? Natürlich nicht! Sonst wüssten wir doch auch gar nicht womit wir das Sommerloch noch zu Ende stopfen können. Es gibt aber zahlreiche Alternativen zum Diesel-Fahrverbot, bei dem der Kunde / Käufer / Autofahrer am Ende dann doch wieder der „Dumme“ ist. Diese Ideen fangen an bei höheren Parkgebühren in der Innenstadt (um Park & Ride Möglichkeiten zu fördern) und enden bei der Einführung einer City-Maut. Dann muss man halt bezahlen, wenn man die Innenstadt verschmutzen will. Steuererhöhungen für Diesel-Kraftstoffe und Diesel-Fahrzeuge? Sind auch nicht aus der Welt.

Fassen wir noch mal kurz zusammen, das sind die Ergebnisse vom ersten Diesel-Gipfel 2017:

Insgesamt sollen ca. 5,3 Millionen Fahrzeuge mit den Abgasgrenzwerten Euro 5 und Euro 6 durch Updates der Motor-Software sauberer werden. Der Stickoxid-Ausstoß soll so um bis zu 30 Prozent sinken, das sagen zumindest die Hersteller. Unsere Umweltministerin Hendricks fordert die 30 % und die Automobilhersteller müssen versprechen, dass für die Kunden keine Kosten entstehen.

Die Autobauer wollen Besitzer älterer Diesel mit den Abgasgrenzwerten Euro 4 (das können durchaus ganz aktuelle Fahrzeuge sein) oder schlechter als Euro 4 durch Kaufanreize, Prämien etc. „motivieren“ sich neue Diesel oder Elektro-Fahrzeuge zu kaufen. 500 Millionen Euro sollen nun zunächst in den 28 am stärksten betroffenen Regionen investieren werden, finanziert von Bund und Hersteller sollen hier die Städte, also der Stadtverkehr moderner und sauberer gemacht werden. Ausbau Rad & Schienenverkehr, dazu noch der Umstieg auf E-Fahrzeuge bei Nutzfahrzeugen und Bussen. In der Zukunft wird es weitere Expertenrunden zum Thema Nachrüstungen und Motor-Bauteile geben.

Am Ende wird es für alle Verbraucher teurer, soviel dürfte Gewiss sein, denn irgendeiner muss es am Ende ja auch bezahlen. Da nun übrigens „finanzielle Anreize“ zu schaffen, damit man sich ein neues Fahrzeug kauft, dürfte sicherlich die Automobil-Industrie erfreuen, aber viele haben doch gar keine Lust sich ein neues Fahrzeug zu kaufen, vor allem nicht, wenn man das eigene mit höherem Wertverlust in Zahlung geben muss bzw. auf dem Privatmarkt nun weniger dafür bekommt.

Last but not least hat die Deutsche Umwelthilfe natürlich auch noch erwähnt, dass die solange klagen wollen, bis eis ein Diesel-Fahrverbot geben wird in allen betroffenen Städten die aktuell Probleme haben mit erhöhten Stickoxid-Emissionen. Fazit: Es bleibt spannend und es wird in diesem Jahr garantiert nicht langweilig somit gibt es kein Sommerloch 2017!

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