Der Oldtimer wird 25

Vor 25 Jahren wurde das H-Kennzeichen für Oldtimer eingeführt, das für die Fahrzeughalter bis heute eine Reihe von Vorteilen wie zum Beispiel Erleichterungen bei der Kfz-Steuer mit sich bringt. Im Laufe der Jahre hat sich das spezielle Kennzeichen bewährt, denn die Anzahl an Oldtimer-Fahrzeugen wächst beständig. Im Jahr 2022 gibt es mittlerweile über 648.000 Fahrzeuge mit H-Kennzeichen. Vor zehn Jahren waren es nur etwas mehr als 231.000 Oldtimer.

25 Jahren H-Kennzeichen

Autos, die mindestens 30 Jahre alt sind, können mit dem H-Kennzeichen als Oldtimer gekennzeichnet werden. Adobe Stock: ©alas_spb

Warum gibt es das Oldtimer-Kennzeichen?

Das H-Kennzeichen gibt es seit 1997. Es dient der Erhaltung von historischen Fahrzeugen verschiedener Art, die als Kulturgut gelten. Dazu gehören nicht nur Pkw, sondern auch Lkw und Motorräder. Die Fahrzeuge sollen möglichst im originalen Zustand erhalten und gut gepflegt sein. Geringe Veränderungen in einem vorgegebenen Rahmen sind erlaubt. Die Erleichterungen, die sich mit dem H-Kennzeichen ergeben, sollen Fahrzeughalter dazu bewegen, Oldtimer in einem guten Zustand zu erhalten.

Nach 25 Jahren steht das H-Kennzeichen aber nicht nur in einem positiven Licht da. Denn die vielen Vorteile, die es bietet, sind für die Umwelt eher nachteilig. Darüber hinaus besteht zumindest der Verdacht, dass es Fahrzeughalter gibt, die das H-Kennzeichen nutzen, um alte Autos besonders günstig weiterhin nutzen können und sich auf diesem Weg um hohe Kfz-Steuern zu drücken.

Es stellt sich also die Frage, ob das Oldtimer-Kennzeichen in Zeiten des Klimawandels ausgedient hat und was für die Zukunft zu erwarten ist. Doch um zu verstehen, warum gelegentlich Kritik laut wird, müssen Sie erst einmal die Erleichterungen kennen, die ein H-Kennzeichen mit sich bringt.

Welche Vorteile bietet das H-Kennzeichen?

Wenn Sie ein Fahrzeug besitzen, dass als Oldtimer gilt, können Sie mit dem H-Kennzeichen von vielen Vorzügen profitieren:

  • ✅ Einsparungen bei der Kfz-Steuer
  • ✅ günstigere Kfz-Versicherung
  • ✅ Zutritt zu Umweltzonen
  • ✅ keine Pflicht für einen Katalysator

Wie hoch ist die Kfz-Steuer für Oldtimer?

Als Fahrzeughalter von einem Auto, das als Oldtimer zugelassen ist, zahlen Sie pro Jahr eine Kfz-Steuer von nur 191,73 Euro (Stand: Juli 2022). Die Emissionen des Wagens spielen dabei keine Rolle. Außerdem ist es unerheblich, ob es sich um einen Pkw, Lkw oder Anhänger handelt. Denn die Oldtimer-Steuer wird pauschal erhoben.

Warum sind Versicherungen günstiger?

Weitere Ersparnisse ergeben sich durch den günstigeren Versicherungsschutz. Viele Versicherer bieten attraktive Tarife, deren Beiträge deutlich unter denen für einen Wagen eines neueren Fabrikats liegen. Der Gedanke dahinter ist, dass Oldtimer aufgrund ihres hohen Wertes nur selten oder sehr achtsam im Straßenverkehr zum Einsatz kommen.

Wie sieht es in Umweltzonen aus?

In Deutschland gibt es immer mehr Umweltzonen, in denen nur Autos mit einer gültigen Feinstaubplakette oder Umweltplakette erlaubt sind. Es gibt drei unterschiedliche Plaketten, die je nach Schadstoffgruppe des Autos vergeben werden. Fahrzeuge mit grüner Plakette gehören zur Schadstoffklasse 4 und dürfen in Umweltzonen gefahren werden.

Ob auch Autos mit gelber Plakette zugelassen sind, entscheiden Städte und Gemeinden selbst. Allerdings sind gelbe und rote Plaketten in fast allen Umweltzonen verpflichtend. Wenn Sie aber ein Fahrzeug mit H-Kennzeichen besitzen, sind Sie von der Regelung befreit. Sie dürfen die Umweltzone sogar ganz ohne Plakette befahren.

Oldtimer benötigen keine grüne Plakette in Umweltzonen

Oldtimer dürfen Umweltzonen ohne Feinstaubplakette befahren. Adobe Stock: ©Firn

Warum entfällt die Katalysator-Pflicht?

In Deutschland gilt für alle modernen Fahrzeuge, die Pflicht für einen Katalysator. Das soll dazu beitragen, die Emissionen zu verringern. Oldtimer sind von dieser Regelung befreit. Denn bei älteren Fahrzeugen war serienmäßig oft kein Katalysator eingebaut. Diese müssen Sie als Fahrzeughalter dann auch nicht nachrüsten, was wiederum Kosten sparen kann.<7p>

Siehe auch  Genf 2017: Porsche zeigt den neuen Porsche 911 GT3

Welche Kritikpunkte gibt es am Oldtimerkennzeichen?

Die oben genannten Vorteile kommen vor allem dem Fahrzeughalter zugute und sind für eine Senkung der Emissionen im Straßenverkehr kontraproduktiv. Dementsprechend werden nach nunmehr 25 Jahren seit der Einführung des H-Kennzeichens die Kritiker lauter. Dabei stehen vor allem die Emissionen der Oldtimer im Fokus. Diese sind mit nachhaltiger Mobilität nur schwer vereinbar und wenig zukunftsweisend.

Doch die rund 648.000 Oldtimer machen natürlich nur einen Bruchteil der fast 70 Millionen Fahrzeuge auf den Straßen Deutschlands aus, sodass es fraglich ist, wie groß ihr Anteil an den Emissionen ist.

Hinzu kommt, dass es große Hürden für die Ausstellung des H-Kennzeichens gibt. Nur Fahrzeuge, die allen Kriterien entsprechen, erhalten die Zulassung als Oldtimer. Dementsprechend profitieren vor allem Fahrzeughalter, die Ihre Oldtimer liebevoll pflegen.

Dazu gehört meistens auch, dass sie die Fahrzeuge nur wenig bewegen. Viele von Ihnen setzen viel in den Werterhalt der Oldtimer und behandeln sie mehr wie ein kostbares Schmuckstück, das sonntags ausgefahren wird und weniger wie einen Alltagswagen, mit dem Sie jeden Tag zur Arbeit fahren.

Ob das Oldtimer-Kennzeichen eine Zukunft hat oder ob es mit dem Verbrenner-Aus in der EU ab 2035 auch zu einem Ende der Steuervergünstigungen für Altfahrzeuge kommt, bleibt abzuwarten. Bisher sollen alte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auch nach 2035 am Straßenverkehr teilnehmen dürfen.

Geplant ist außerdem, dass Oldtimer unter den Bestandsschutz fallen sollen. Bisher ist noch nicht bekannt, dass das Verkehrsministerium die Abschaffung des Kennzeichens anvisiert. Mit dem Verbot des Verkaufs von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren wird sich die Automobilindustrie dennoch langfristig transformieren müssen. Welche Folgen das für Fahrzeughalter von Oldtimern nach sich ziehen wird, lässt sich heute noch nicht komplett abwägen.

Vorerst wird das Kennzeichen aber noch erteilt. Wenn Sie glauben, dass Ihr Fahrzeug als Oldtimer gelten könnte, müssen Sie eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllen, um in den Genuss der Erleichterungen zu kommen. Diese haben wir übersichtlich für Sie zusammengefasst.

Was sind die Voraussetzungen für den Erhalt eines H-Kennzeichens?

Die Bedingungen für die Zulassung als Oldtimer sind in der Verordnung über die Zulassung von Fahrzeugen zum Straßenverkehr klar formuliert:

  • ✅ Das Fahrzeug hat vor mindestens 30 Jahren das erste Mal am Verkehr teilgenommen.
  • ✅ Es muss größtenteils im Originalzustand erhalten und gut gepflegt sein.
  • ✅ Es dient der Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes.

Darüber hinaus müssen Sie das Fahrzeug einer Begutachtung durch einen geeigneten Prüferingenieur unterziehen. Dieser entscheidet, ob die oben genannten Voraussetzungen hinreichend erfüllt sind. Ohne ein Gutachten durch einen Sachverständigen können Sie die Ausstellung eines H-Kennzeichens nicht beantragen.

Übrigens sind Sie nicht verpflichtet, ein H-Kennzeichen anzufordern, nur weil Ihr Fahrzeug all diese Voraussetzungen erfüllt. Tatsächlich können Sie Ihren Oldtimer auch mit einem regulären Kennzeichen anmelden.

Bei Fahrzeugen, die einen sehr geringen Hubraum haben, kann es nämlich durchaus sein, dass sich das Oldtimer-Kennzeichen nicht lohnt, da ihre Kfz-Steuer auch mit einem regulären Kennzeichen sehr günstig wäre. Das gilt insbesondere für Modelle, die vor 30 Jahren das erste Mal zugelassen worden sind, aber schon werksmäßig einen Katalysator eingebaut hatten und dementsprechend geringere Emissionen aufweisen.

Siehe auch  2020 Jaguar F-Type R Fahrbericht

Wer stellt Gutachten für Oldtimer aus?

Damit die Zulassungsstelle das Gutachten anerkennt, muss der Sachverständige, der es ausgestellt hat, staatlich anerkannt sein. Dazu gehören die Prüfingenieure des Technischen Überwachungsvereins (TÜV), des Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungs-Vereins (DEKRA) und der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ).

Das Gutachten lohnt sich nicht nur, um es bei der Zulassungsstelle vorlegen zu können. Darüber hinaus verlangen viele Versicherungen für spezielle Oldtimer-Tarife ein solches Gutachten.

Gutachten - Fahrzeug als Oldtimer zulassen

Ein Gutachten entscheidet, ob ein Fahrzeug als Oldtimer zugelassen werden darf. Adobe Stock ©HBS

Worauf achten die Prüfingenieure?

Beim einem Oldtimer-Gutachten spielen die folgenden Aspekte eine wichtige Rolle:

  • ✅ Karosserie
  • ✅ Fahrwerk
  • ✅ Rahmen
  • ✅ Lenkung
  • ✅ Reifen
  • ✅ Bremsen
  • ✅ Innenraum
  • ✅ elektrische Anlage

Dabei schauen die Prüfingenieure auf den Zustand der jeweiligen Fahrzeugbestandteile. Sie achten aber auch darauf, ob Veränderungen vorgenommen worden sind und inwiefern der Zustand von der Originalausführung abweicht. Darüber hinaus wird der Sachverständige Ihr Fahrzeug benoten.

Das gibt Ihnen Auskunft über den Wert Ihres Oldtimers und ist beispielsweise beim Weiterverkauf bedeutsam. Die Skala reicht von 1 bis 5. 1 bedeutet, dass sich das Fahrzeug in einem makellosen Zustand befindet. Erhält es eine 5, ist es restaurierungsbedürftig.

Was kostet ein Oldtimer-Gutachten?

Sie können zwischen einem Kurzgutachten und einem Wertgutachten wählen. Letzteres ist vor allem dann empfehlenswert, wenn sie aussagekräftige Informationen zum Zustand Ihres Wagens zum Beispiel für den Weiterverkauf benötigen.

Der Umfang des Gutachtens entscheidet letztendlich auch über den Preis, den Sie dafür zahlen müssen. Dieser liegt meist zwischen 90 und 200 Euro. Die Kosten dafür müssen Sie vollständig tragen. Die Investition kann sich aber vor allem für größere Fahrzeuge aufgrund der daraus resultierenden Steuerersparnis durchaus lohnen.

Wie unterscheidet sich das H-Kennzeichen vom regulären Kennzeichen?

Das H-Kennzeichen sieht dem normalen Kraftfahrzeug-Kennzeichen zum Verwechseln ähnlich. Es ist mit schwarzen Zahlen und Buchstaben auf weißem Hintergrund ausgestattet und auf der linken Seite mit dem schmalen blauen Streifen und der EU-Flagge sowie der Länderkennung versehen. Im Gegensatz zum regulären Kennzeichen befindet sich aber am Ende der Zahlenreihe ein „H“, das für „historisches Fahrzeug“ steht.

Wo lässt sich das H-Kennzeichen beantragen?

Um das H-Kennzeichen zu bekommen, müssen Sie in der Regel in der für Sie zuständigen Zulassungsstelle vorstellig werden. Informieren Sie sich vorher, ob es in Ihrer Stadt oder in Ihrem Kreis eventuell mehrere Standorte gibt.

Denn viele Zulassungsstellen sind so überlaufen, dass sich Termine manchmal erst in ein paar Wochen vereinbaren lassen. Einfach auf gut Glück vor Ort aufzutauchen und eine Wartemarke zu ziehen, funktioniert auch nicht überall. Bei vielen Zulassungsstellen dürfen Sie nur mit Termin erscheinen. Die Situation hängt aber stark von der jeweiligen Zulassungsstelle ab.

Welche Unterlagen benötige ich für die Beantragung des H-Kennzeichens?

Diese Unterlagen sollten Sie mitbringen, wenn Sie Ihr Fahrzeug als Oldtimer zulassen möchten.

  • ✅ Personalausweis oder Reisepass inklusive Meldebescheinigung
  • ✅ Zulassungsbescheinigung Teil I und II
  • ✅ Bericht über die letzte Hauptuntersuchung
  • ✅ Oldtimer-Gutachten
  • elektronische Versicherungsbestätigung
  • ✅ SEPA-Lastschriftmandat für den Einzug der Kfz-Steuer

Falls das Fahrzeug vorher mit einem regulären oder einem anderen Kennzeichen zugelassen war, bringen Sie dieses bitte ebenfalls mit. Sollten Sie ein Wunschkennzeichen reserviert haben, gehört auch die Bestätigung dafür in Ihre Unterlagen.

1 thoughts on “Der Oldtimer wird 25

  1. Jan Dijkstra

    Ich habe vergessen, dass es das alte H-Kennzeichen schon gibt es seit 1997 gibt. Mein alter Mercedes macht mir Sorgen, seitdem ich ihn letztens zur Probe wieder gefahren bin. Am besten wende ich mich dafür an einen Oldtimer-Service.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert