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Stuttgart 2018 – Fahrverbot für Dieselfahrzeuge unter EU6?

Die Stadt Stuttgart ist seit dem 1. März 2008 Umweltzone. Das bedeutet, dass die Fahrzeuge die in die Stadt fahren und dort parken wollen, derzeitig eine grüne Umwelt-Plakette benötigt. Seit fast neun Jahren soll somit die stets zu hohe Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung der Luft vermindert werden. Seit fast neun Jahren mit eher mäßigem Erfolg, der Tageswert für Feinstaub (PM 10) von 50 µg/m³ wird in der Regel häufiger als an den erlaubten 35 Tagen (pro Jahr) überschritten.

Aktuell gibt es den, mehr oder weniger, freiwilligen Feinstaubalarm. Bei Feinstaubalarm appelliert die Stadt Stuttgart zusammen mit dem  Land Baden-Württemberg die Fahrzeuge möglichst nicht zu nutzen und auf den Betrieb von Komfort-Kaminen zu verzichten. Hier wird angezogen, der Betrieb von Holz-Kaminen ist inzwischen schon bei Feinstaubalarm verboten (sofern diese nicht der Grundversorgung dienen). Nächster Schritt: Fahrverbot!

Hand aufs Herz? Überraschend kam die Entscheidung in Stuttgart nun wirklich nicht. Das erste mir bekannte Schreiben ist aus dem Jahr 2015. Stuttgart plant, ab 2018, die Dieselfahrzeuge die nicht die EU6 erfüllen aus der Innenstadt auszusperren. Aber wen (be)trifft das Fahrverbot für Dieselfahrzeuge am meisten?

Warum wird das Diesel-Fahrverbot in Stuttgart kommen?

Fakt ist: Die Zeit drängt in Stuttgart! Sinken die Werte nicht, dann muss das Land und die Stadt temporäre Fahrverbote erlassen oder Straßen / Straßenzüge sperren um die Luftqualität zu verbessern, auch Tempolimits werden dann eine weitere Folge sein. Das haben wir der Umwelthilfe zu Verdanken, die damit vor Gericht ja Recht bekommen haben.

Welche Diesel-Fahrzeuge sind vom Fahrverbot betroffen?

Nun plant man den Ausschluss der Dieselfahrzeuge, die nicht über die EU6-Norm verfügen, sprich diejenigen die sich noch vor wenigen Jahren einen EU5-Diesel gekauft haben, der vermeintlich weniger CO2 ausspucken soll, würden dann in die Röhre schauen und hätten somit ein Fahrzeug vor der Tür, das nicht in die Innenstadt nach Stuttgart dürfte. Bis 2015, also noch bis vor zwei Jahren, wurden EU5-Diesel Fahrzeuge als Neuwagen verkauft.
Das Thema ist noch nicht abschließend behandelt, man redet derzeitig noch über Übergangsfristen.

Wer wird unter dem Diesel-Fahrverbot leiden?

Machen wir uns nichts vor, die meisten Firmen leasen die Fahrzeuge sowieso nur für zwei Jahre, sprich fahren im Jahr 2018 einen EU6-Selbstzünder. Leiden werden also eher die Privatbesitzer. Aber wer fährt denn einen alten Diesel und warum? Lassen wir die Oldtimer und Liebhaber-Fahrzeuge mal aussen vor, diese werden vermutlich sowieso nicht in der Stadt bewegt, wer will mit seinem gepflegten Oldtimer schon in die Innenstadt von Stuttgart, damit fährt man doch mal übers Land, sucht sich ein paar schöne Landstraßen oder Nachbarorte.

Sind es nicht eher die Berufspendler, die Familien mit Kindern und diejenigen die sich vielleicht ein Fahrzeug angeschafft haben, damit sie günstig von A nach B kommen? Ich kenne sogar einige Studenten, die einen Diesel fahren, damit sie am Wochenende ggf. auch mal günstiger zur Familie kommen und vor allem zum Nebenjob, denn irgendwie muss man ja das Studium bezahlen.

Nun zahlen sie sowieso schon höhere Steuern und werden nun quasi gezwungen umzusteigen? Entweder aufs Fahrrad, in den öffentlichen Nahverkehr oder aber in ein neueres Auto? Wer soll das bezahlen? Wer hat soviel Geld? Kann der Nahverkehr es überhaupt mehr Fahrgäste aufnehmen? Ist der Nahverkehr schon gut genug ausgebaut? Gibt es ausreichend Radwege in Stuttgart? Werden es die Geschäfte in Stuttgart überleben, wenn mehrere Kunden in andere Städte ausweichen?

Warum hat Stuttgart so ein großes Feinstaub-Problem?

Das liegt an der Kessel-Lage. Stuttgart ist umgeben von mehreren Hügeln und liegt somit im Tal. Während es auf den Hügel öfters mal windiger zugehen kann, ist es im Tal meistens windstill.

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind. Durch Windgeschwindigkeit und Windrichtung, bestimmt der Wind auch die Ausbreitung von Luftschadstoffen und ist aus dem Grund sehr bedeutsam für die lufthygienischen Verhältnisse vor Ort. Doof ist nur, wenn kein Wind weht. Stuttgart liegt im Tal und ist bekannt für seine Windarmut.

Wenn das Diesel-Verbot in Stuttgart nichts bringt?

Doch was ist, wenn die Luftwerte danach nicht besser werden? Darf man dann in der Stadt nicht mehr bremsen? Bremsvorgänge und Abrieb der Reifen sorgen nämlich auch für eine höhere Belastung. Experten sind ebenfalls der Meinung, dass das Diesel-Fahrverbot nichts bringen wird, da die größere Feinstaubbelastung durch die Abrieb-Verwirbelung durch Bremsen und Reifen auftreten dürfte.

Wie erkennt man die „sauberen Diesel-Fahrzeuge“?

Diesel-Fahrverbot

Nicht allein am Volkswagen-Emblem! Kleiner Scherz! Doch woran soll man die EU6-Diesel, die dann durch die Stuttgarter Innenstadt fahren dürften erkennen? Aktuell geht das nur durch den Blick in den Fahrzeugschein. Daher spricht man nun über die Einführung einer neuen Plakettenfarbe. Über die grüne, soll noch die blaue kommen, das wäre dann aber Bundes- und nicht mehr Landessache und über die Kosten dafür will ich erst gar nicht sprechen, vor allem nicht über die Maßnahmen wie man die Einfahrt der Fahrzeuge kontrollieren möchte, das funktioniert ja schon nicht bei den Umweltzonen.

Nicht falsch verstehen: Mir ist bewusst, dass wir diese Welt nur geliehen haben. Mir ist auch bewusst, dass wir diese Welt schützen und für unsere Erben retten müssen. Aber das was da in Stuttgart passiert, ist für mich blinder Aktionismus, dieses hektische Agieren dürfte allerdings die Fahrzeughersteller freuen: Ist es nach der Abwrackprämie doch nun ein weiterer Kaufanreiz, für diejenigen die sich ein neues Fahrzeug leisten können.

Bis dato ist Stuttgart ja noch alleine, doch auch weitere Hauptstädte dürfte das Problem in der Zukunft betreffen, eine Frage die bleibt: Welche Fahrzeugantriebe werden dann als nächstes ausgesperrt und in welcher Stadt? Ich würde auf Düsseldorf tippen!