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Irrsinn in Deutschland: Elektrofahrzeug mit E-Kennzeichen braucht Umweltplakette!

In Deutschland gibt es schon interessante Entscheidungen und Gesetze. Recht haben bedeutet nicht immer Recht bekommen und manche Gesetze sind einfach auch nur veraltet. Kommen wir zum Irrsinn der Woche:

Elektrofahrzeuge mit E-Kennzeichen brauchen auch eine Umweltplakette!

Wer ein Elektroauto fährt welches ein Kennzeichen mit dem Hinweis auf das emissionsfreie Fahrzeug (E am Ende) trägt, muss dennoch eine Umweltplakette in die Scheibe kleben. Klingt komisch, ist aber so, denn wir sind im Land der Bürokratie und da muss einiges scheinbar nicht logisch sein.

Die Umweltplakette wurde eingeführt bevor es die E-Kennzeichen für die Elektroautos gab, somit ist die Gesetzgebung in dem Fall klar: Elektrofahrzeuge müssen eine grüne Plakette haben um in die Umweltzonen einfahren zu dürfen. Wer ohne Umweltplakette erwischt wird, der darf derzeitig 80 Euro bezahlen.

Elektrofahrzeug mit E-Kennzeichen

E-Kennzeichen sieht man inzwischen immer häufiger auf der Straße. Das liegt mitunter auch daran, dass Hybrid-Modelle ebenfalls mit einem E-Kennzeichen ausgestattet werden dürfen. Ich hab mir hier mal ein schönes Beispiel ausgesucht.

Einen Porsche Panamera 4 E-Hybrid. Ein Fahrzeug, hergestellt in Leipzig, ausgerüstet mit einem 8-Gang Doppelkupplungsgetriebe und integriertem Elektroantrieb. Damit verfügt das Fahrzeug über eine Systemleistung von 340 kW bzw. 700 Nm Drehmoment und ja, der Hybrid-Antrieb steckt hier wirklich im Getriebe. Für diejenigen die sich das gar nicht vorstellen können, habe ich hier mal eine Detailansicht. Ein Schnittbild vom Porsche-Hybrid-PDK (welches übrigens von ZF hergestellt wird). Ganz links erkennt man den kleinen Elektroantrieb, der im Porsche Panamera zum boosten aber auch zum lautlosen dahingleiten auf kurze Distanzen genutzt wird.

Elektrofahrzeug mit E-Kennzeichen

Dieser Elektroantrieb sorgt nicht nur für die grüne Umweltplakette, die der Porsche ansonsten auch bekommen hätte, sondern auch für das E-Kennzeichen.

Elektrofahrzeug mit E-Kennzeichen

Unser Fahrzeug war natürlich mit einer Umweltplakette ausgestattet. Was übrigens auch nicht gestattet ist, nehmen wir mal an ihr kauft euch ein bereits zugelassenen Wagen und kennzeichnet dieses später auf ein E-Kennzeichen um. Macht also aus BI-JS79 ein BI-JS79E – selbst dann muss auch die Umweltplakette erneuert werden, denn das Kennzeichen muss zu dem amtlichen Nummernschild passen.

Elektrofahrzeug mit E-Kennzeichen

Den ein oder anderen Elektrofahrzeug-Fahrer hat es schon erwischt, nach Einsprüchen und zahlreichen Widersprüchen wurde dann teilweise das Bußgeld auf 25 Euro gesenkt, aber Fakt ist weiterhin: Bis die Gesetze geändert sind, müssen auch Elektrofahrzeuge mit einer Feinstaubplakette ausgestattet sein.

Auf die Frage ob Elektrofahrzeuge eine Umweltplakette brauchen, kann man zum derzeitigen Zeitpunkt nur eine Antwort geben: Leider, ja! Auch wenn es unsinnig erscheint, aber es steht so nunmal im Gesetz.

Die Feinstaubplakette, egal ob für Elektrofahrzeuge oder fossil betriebene Antriebsarten, kann man übrigens auch ganz einfach online bestellen, das spart dann also Zeit, Nerven und vor allem – ihr ahnt es schon – Kosten.

 

Entscheidend ist, was hinten rauskommt! Diesel-Motoren schmutziger als gedacht!

Helmut Kohl gilt nicht als der größte Redner, doch ein Spruch, der passt momentan wie die Faust aufs Auge: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt“. Helmut Kohl sagte diesen Satz während einer Pressekonferenz am 31. August 1984. Anfang der 80er Jahre. Die Älteren werden sich erinnern: Smog-Alarm im Ruhrgebiet! Der Dreck kam aus den Endtöpfen, aus den Kaminen und den Schloten der Unternehmen aus dem Pott. In den 80er Jahren hat man angefangen „sauberer zu werden“ – doch wie sauber sind wir heute?

Moderne Diesel-Pkw überschreiten die EU-Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stickoxide um ein Vielfaches.

Das der Diesel-Motor an sich nicht der sauberste ist, das war bekannt. Doch selbst die modernsten Motoren und somit auch die modernen Diesel-PKW, überschreiten die EU-Grenzwerte (z.B. für Stickoxide, welche besonders gesundheitsschädlich sind) um ein vielfaches.

Das Umweltbundesamt hat Tests und Berechnungen in Auftrag gegeben und die Ergebnisse sind erschreckend: Euro-6-Diesel stoßen im Schnitt über 500 Milligramm Stickoxide pro Kilometer aus. Der Grenzwert, laut EU6-Norm, liegt bei 80 Milligramm!

Doch wie kommt es zu diesen Werten? Die EU6-Norm muss derzeitig unter Laborbedingungen erfüllt werden. Die EU6-Norm gilt seit 09/2015 für alle PKW die neu auf den Markt kommen. Wie gesagt, bisher nur im Labor.

Ab 09/2017 wird es spannend, denn dann werden die Unterschiede sichtbar. Ab September diesen Jahres geht es für die Testfahrzeuge auch auf die Straße. Im sogenannten „Real Driving Emissons“ Prüfverfahren müssen die Fahrzeuge zeigen, wie sauber sie in der Realität sind. Man muss keine Glaskugel haben um bereits jetzt schon zu wissen, dass vor allem an kühlen Tagen die Stickoxid-Werte um ein vielfaches ansteigen werden.

Man kann den Testversuch ähnlich bewerten wie den NEFZ-Wert und den WLTP-Wert. Die Werte werden steigen und somit etwas realistischer werden. Die Grenzwerte müssen auch steigen, denn die Laborwerte kann man auf der Straße, im Straßenverkehr, bei verschiedenen topografischen Bedingungen (vermutlich) gar nicht erreichen.

Doch wie sieht es aus? Wie schmutzig sind die Diesel-Fahrzeuge die auf unseren Straßen unterwegs sind? Bislang dachte das Umweltbundesamt, dass die Fahrzeuge im Schnitt 575 Milligramm NOx pro Kilometer in die Luft blasen. Im Durchschnitt seien es nun im Jahr 2016 aber 767 Milligramm gewesen. Ich erinnere noch einmal an den EU6-Norm Grenzwert, der liegt (unter Laborbedinungen, zum derzeitigen Zeitpunkt) bei 80 Milligramm!

Hier die genauen Messergebnisse:

Am schmutzigsten sind unter Berücksichtigung dieses Temperatureffektes Euro-5-Diesel-PKW; sie liegen bei durchschnittlich 906 mg NOx/km (403 Prozent über dem Grenzwert von 180 mg NOx/km). Bei Euro 4 sind es durchschnittlich 674 mg NOx/km (+170 Prozent, Grenzwert: 250), bei modernen, aktuell zugelassenen Euro-6-Diesel-Pkw ohne verbindlichen „RDE-Straßentest (RDE = Real Driving Emissions)“ bei der Zulassung im Mittel 507 mg NOx/km (+534 Prozent, Grenzwert: 80).

Die Grenzwerte gelten, das möchte ich noch einmal betonen, für Tests im Labor, zu Laborbedingungen.

Wie kommt dieser hohe Wert und vor allem die Abweichung zu stande? Das Umweltbundesamt ließ 25 Diesel-PKW der Euro-6 Norm und weitere Fahrzeuge der Euro-5 Norm überprüfen. Verschiedene Modelle vom Kleinwagen bis zum SUV. Die Werte sind allerdings nicht repräsentativ, da das Umweltbundesamt eigene Testkrieterien entwickelt hat. Sicherlich realistischer, sicherlich unerfreulich, aber kein Ausblick auf die Werte die im EU-weiten RDE-Straßentest erwartet werden.

Man weiß beim Bundesumweltamt allerdings auch, dass die neuen Werte keinen Einfluss auf die aktuelle Situation der Luftqualität haben. Sie würden aber Rückschlüsse auf die Wirkung von Gegenmaßnahmen zulassen. Das Ziel ist klar, UBA-Präsidentin Maria Krautzberger bestätigt dieses noch einmal:

Die Luft in den Städten muss sauber werden. Ich sehe hier ganz klar die Autoindustrie in der Verantwortung, die eine Lösung anbieten muss, welche Verbraucherinnen und Verbraucher nicht belastet.

Doch was erwartet uns da beim diesem RDE-Straßentest?

Der verpflichtende RDE-Test startet, wie oben schon erwähnt, am 1. September 2017. Ab diesem Tag müssen neue Pkw-Typen im Rahmen der Typprüfung, die RDE-Vorgaben zwingend erfüllen.

Hier gibt es also Schlupflöcher für die Hersteller, die diese definitiv ausnutzen werden. Der Test ist nur für neue Fahrzeugmodelle, sprich Modelle die eine neue Typzulassung erlangen wollen, verpflichtend. Facelifts haben in der Regel die gleiche Typkennzeichnungen und müssen den RDE-Test, zum derzeitigen Zeitpunkt, nicht fahren.
Beim RDE-Test misst man die Emissionswerte von Partikeln und Stickoxiden im Realverkehr.

Der Verbrauch wird übrigens weiterhin auf dem Rollen-Prüfstand ermittelt, doch das wird sich in Zukunft sicherlich auch noch ändern. Aktuell sind bei beiden Punkten aber noch viele Fragen offen. Wie sieht es mit der Vergleichbarkeit der Daten aus? Welche Einflüsse haben verschiedene Wetterverhältnisse, wie sieht es mit der jeweiligen Topografie und dem Verkehr aus? Beim RDE- und beim WLTP-Test macht das persönliche Fahrverhalten vom Tester sicherlich auch noch einiges aus. Die Zukunft bleibt also spannend und am Ende wird Helmut Kohl Recht behalten: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt!“ und wer weiß, welche Normen demnächst eingehalten werden müssen um die begehrte Umweltplakette zu erhalten?

Quelle: Pressemitteilung Umweltbundesamt 25.04.2017

Und jetzt noch passend dazu: Wie auf dem Teststand die offiziellen Verbrauchswerte der Fahrzeuge ermittelt werden.

Stuttgart 2018 – Fahrverbot für Dieselfahrzeuge unter EU6?

Die Stadt Stuttgart ist seit dem 1. März 2008 Umweltzone. Das bedeutet, dass die Fahrzeuge die in die Stadt fahren und dort parken wollen, derzeitig eine grüne Umwelt-Plakette benötigt. Seit fast neun Jahren soll somit die stets zu hohe Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung der Luft vermindert werden. Seit fast neun Jahren mit eher mäßigem Erfolg, der Tageswert für Feinstaub (PM 10) von 50 µg/m³ wird in der Regel häufiger als an den erlaubten 35 Tagen (pro Jahr) überschritten.

Aktuell gibt es den, mehr oder weniger, freiwilligen Feinstaubalarm. Bei Feinstaubalarm appelliert die Stadt Stuttgart zusammen mit dem  Land Baden-Württemberg die Fahrzeuge möglichst nicht zu nutzen und auf den Betrieb von Komfort-Kaminen zu verzichten. Hier wird angezogen, der Betrieb von Holz-Kaminen ist inzwischen schon bei Feinstaubalarm verboten (sofern diese nicht der Grundversorgung dienen). Nächster Schritt: Fahrverbot!

Hand aufs Herz? Überraschend kam die Entscheidung in Stuttgart nun wirklich nicht. Das erste mir bekannte Schreiben ist aus dem Jahr 2015. Stuttgart plant, ab 2018, die Dieselfahrzeuge die nicht die EU6 erfüllen aus der Innenstadt auszusperren. Aber wen (be)trifft das Fahrverbot für Dieselfahrzeuge am meisten?

Warum wird das Diesel-Fahrverbot in Stuttgart kommen?

Fakt ist: Die Zeit drängt in Stuttgart! Sinken die Werte nicht, dann muss das Land und die Stadt temporäre Fahrverbote erlassen oder Straßen / Straßenzüge sperren um die Luftqualität zu verbessern, auch Tempolimits werden dann eine weitere Folge sein. Das haben wir der Umwelthilfe zu Verdanken, die damit vor Gericht ja Recht bekommen haben.

Welche Diesel-Fahrzeuge sind vom Fahrverbot betroffen?

Nun plant man den Ausschluss der Dieselfahrzeuge, die nicht über die EU6-Norm verfügen, sprich diejenigen die sich noch vor wenigen Jahren einen EU5-Diesel gekauft haben, der vermeintlich weniger CO2 ausspucken soll, würden dann in die Röhre schauen und hätten somit ein Fahrzeug vor der Tür, das nicht in die Innenstadt nach Stuttgart dürfte. Bis 2015, also noch bis vor zwei Jahren, wurden EU5-Diesel Fahrzeuge als Neuwagen verkauft.
Das Thema ist noch nicht abschließend behandelt, man redet derzeitig noch über Übergangsfristen.

Wer wird unter dem Diesel-Fahrverbot leiden?

Machen wir uns nichts vor, die meisten Firmen leasen die Fahrzeuge sowieso nur für zwei Jahre, sprich fahren im Jahr 2018 einen EU6-Selbstzünder. Leiden werden also eher die Privatbesitzer. Aber wer fährt denn einen alten Diesel und warum? Lassen wir die Oldtimer und Liebhaber-Fahrzeuge mal aussen vor, diese werden vermutlich sowieso nicht in der Stadt bewegt, wer will mit seinem gepflegten Oldtimer schon in die Innenstadt von Stuttgart, damit fährt man doch mal übers Land, sucht sich ein paar schöne Landstraßen oder Nachbarorte.

Sind es nicht eher die Berufspendler, die Familien mit Kindern und diejenigen die sich vielleicht ein Fahrzeug angeschafft haben, damit sie günstig von A nach B kommen? Ich kenne sogar einige Studenten, die einen Diesel fahren, damit sie am Wochenende ggf. auch mal günstiger zur Familie kommen und vor allem zum Nebenjob, denn irgendwie muss man ja das Studium bezahlen.

Nun zahlen sie sowieso schon höhere Steuern und werden nun quasi gezwungen umzusteigen? Entweder aufs Fahrrad, in den öffentlichen Nahverkehr oder aber in ein neueres Auto? Wer soll das bezahlen? Wer hat soviel Geld? Kann der Nahverkehr es überhaupt mehr Fahrgäste aufnehmen? Ist der Nahverkehr schon gut genug ausgebaut? Gibt es ausreichend Radwege in Stuttgart? Werden es die Geschäfte in Stuttgart überleben, wenn mehrere Kunden in andere Städte ausweichen?

Warum hat Stuttgart so ein großes Feinstaub-Problem?

Das liegt an der Kessel-Lage. Stuttgart ist umgeben von mehreren Hügeln und liegt somit im Tal. Während es auf den Hügel öfters mal windiger zugehen kann, ist es im Tal meistens windstill.

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind. Durch Windgeschwindigkeit und Windrichtung, bestimmt der Wind auch die Ausbreitung von Luftschadstoffen und ist aus dem Grund sehr bedeutsam für die lufthygienischen Verhältnisse vor Ort. Doof ist nur, wenn kein Wind weht. Stuttgart liegt im Tal und ist bekannt für seine Windarmut.

Wenn das Diesel-Verbot in Stuttgart nichts bringt?

Doch was ist, wenn die Luftwerte danach nicht besser werden? Darf man dann in der Stadt nicht mehr bremsen? Bremsvorgänge und Abrieb der Reifen sorgen nämlich auch für eine höhere Belastung. Experten sind ebenfalls der Meinung, dass das Diesel-Fahrverbot nichts bringen wird, da die größere Feinstaubbelastung durch die Abrieb-Verwirbelung durch Bremsen und Reifen auftreten dürfte.

Wie erkennt man die „sauberen Diesel-Fahrzeuge“?

Diesel-Fahrverbot

Nicht allein am Volkswagen-Emblem! Kleiner Scherz! Doch woran soll man die EU6-Diesel, die dann durch die Stuttgarter Innenstadt fahren dürften erkennen? Aktuell geht das nur durch den Blick in den Fahrzeugschein. Daher spricht man nun über die Einführung einer neuen Plakettenfarbe. Über die grüne, soll noch die blaue kommen, das wäre dann aber Bundes- und nicht mehr Landessache und über die Kosten dafür will ich erst gar nicht sprechen, vor allem nicht über die Maßnahmen wie man die Einfahrt der Fahrzeuge kontrollieren möchte, das funktioniert ja schon nicht bei den Umweltzonen.

Nicht falsch verstehen: Mir ist bewusst, dass wir diese Welt nur geliehen haben. Mir ist auch bewusst, dass wir diese Welt schützen und für unsere Erben retten müssen. Aber das was da in Stuttgart passiert, ist für mich blinder Aktionismus, dieses hektische Agieren dürfte allerdings die Fahrzeughersteller freuen: Ist es nach der Abwrackprämie doch nun ein weiterer Kaufanreiz, für diejenigen die sich ein neues Fahrzeug leisten können.

Bis dato ist Stuttgart ja noch alleine, doch auch weitere Hauptstädte dürfte das Problem in der Zukunft betreffen, eine Frage die bleibt: Welche Fahrzeugantriebe werden dann als nächstes ausgesperrt und in welcher Stadt? Ich würde auf Düsseldorf tippen!