Warum Elektromotorräder floppen werden! Die Energica Eva Ribelle ist toll, aber…

Wir dürfen ehrlich sein? Elektromotorräder können ohne eine sprunghafte Weiterentwicklung in Sachen Akku-Entwicklung auch in den nächsten Jahren noch nicht gegen konventionell angetriebene Motorräder anstinken und damit ist der Fokuspunkt nicht nur auf die Reichweite gesetzt. Das Gewicht der Batterien lässt das Gesamtgewicht des Motorrades schneller ansteigen als den Basispreis.

Reichweite, Gewicht und Preis-Leistung – hier verlieren die Elektromotorräder!

Fakt: Konventionell angetriebene Motorräder bieten derzeitig mehr Reichweite, geringere Gewichte und punkten auch beim Preis. Unbestritten: In Sachen Sprintstärke können die Elektromotorräder überzeugen, zumindest so lange, bis ihnen der Saft ausgeht.

Beispiel Energica Eva Ribelle, das vermutlich beste Elektromotorrad derzeit:

Ribelle bedeutet übersetzt: Rebellin! Die Energica Eva Ribelle zum Exempel verfügt über eine Peakleistung von 124 kW, ein Drehmoment von 215 Nm und schafft den Sprint von 0 auf 100 km/h innerhalb von beeindruckenden 2,6-2,8 Sekunden auf dem Prüfstand. In der Realität wird es ein Augenzwinkern länger dauern, dennoch dürfte die Sprintfähigkeit beeindrucken. Das Gewicht von knapp 276 km kann man dank des leistungsstarken Elektro-Motors in Sachen Vortrieb zwar ignorieren, aber spätestens bei der sportlichen Kurvenhatz kann man die Physik nicht mehr überlisten. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei Tempo 200 km/h zum Nutzen/Vorteil der Reichweite abgeregelt und dann muss man nach ca. 100-150 km schon wieder an die Ladesäule. Der Hersteller selbst spricht von innerstädtischen Reichweiten von bis zu 400 km, kombiniert soll man 230 km schaffen. Elektroauto-Fahrer kennen das, man nutzt stets den Bereich zwischen 20-80 % des Akkus, somit minimiert sich die Reichweite immens und spätestens bei einem Akku-Stand von 20 % dürfte man sich schon auf die Suche nach der nächsten Ladesäule machen.

Werden Elektromotorräder floppen?

Werden Elektromotorräder floppen?

In Sachen Ladeleistung in die Energica Eva Ribelle kein Sprint-Star.

An einer passenden Schnellladesäule mit CCS-Anschluss benötigt die Energica Eva Ribelle ca. eine halbe Stunde um von „0“ auf ca 85 % wieder aufgeladen zu sein. Auch via Typ 2 kann die Ribelle geladen werden, allerdings muss man in dem Fall das Typ-2-Ladekabel in den meisten Fällen selbst mit zur Ladesäule transportieren. Was im Elektroauto kein Problem ist, kann auf so einem sportlichen Motorrad echt zur Herausforderung werden.

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Bringen wir es auf den Punkt, mit einer Peak-Ladeleistung von 25 kW ist die 2,14 Meter lange Eva Ribelle kein Lademeister sondern wird eher zum Ladesäulen-Blockierer zumal die schnellen Ladesäulen auch nicht gerade direkt an den wunderschönen Motorrad-Routen liegen. Idealerweise hat man die halt zu Hause vor der Tür und lädt die Maschine über Nacht wieder auf 100 % auf. Wird dann aber nicht die Welt auf zwei Rädern neu entdecken.

Umstellung auf Elektromotorrad? Nicht nur der Klang fehlt!

Geschaltet wird auch nicht mehr, es gibt keine Kupplung, kein Schaltgetriebe – nach dem Zug am Gasgriff geht es nach vorne. Der nahezu lautlose Ritt auf der Kanonenkugel, was man hört sind Wind- und Antriebsgeräusche, was man vermisst ist der sonore Klang der Auspuffanlage und sicherlich auch die sonstigen Schwingungen auf so einer Maschine. Das dürfte immerhin die Anwohner erfreuen, die die Symphonie der Kraftstoffveredelung eher als Lärm bezeichnen.

Was ebenfalls „fehlt“ ist der warme Motor, dafür kann man sich auch an der Auspuffanlage nicht mehr verbrennen. Das hohe Gewicht kann vor der nächsten Kurve wieder mühelos abgebremst werden, dafür stehen 330er Doppelscheiben vorne und eine 240er Bremsscheibe hinten zur Verfügung. Für ein besseres Rangieren verfügt der Hingucker über einen Rückwärtsgang.

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Energica Eva Ribelle Preis?

Die Energica Eva Ribelle hat ABS und eine Traktionskontrolle, gegen Aufpreis gibt es ein Öhlins Fahrwerk, Schmiede- oder Carbonräder und andere Annehmlichkeiten (beheizte Handgriffe, Keyless-Go-System) mit ein paar Extras im Optionalitäten Kabinett katapultiert man den Basispreis von ca. 28.786 Euro aber auch schnell auf über 38.400 Euro. Unsere Traum-Maschine, die Energica Eva Ribelle RS hätte uns 39.493 Euro gekostet und das bringt uns zum nächsten Punkt.

Warum werden Elektromotorräder nicht gefördert?

Es gibt in einigen Bundesländern eine finanzielle staatliche Unterstützung für Elektrofahrräder, bundesweit gibt es die Förderung für Elektroautos, sogar Autos mit Plug-in-Hybrid und entsprechender elektrischer Reichweite werden gefördert. Besonders umweltbewusste Motorradfahrer, die trotz der Einschränkungen in Sachen Gewicht, Nutzwert und Reichweite umsteigen wollen, müssen den höheren Kaufpreis alleine stemmen.

Reichweite, Preis, fehlende Ladesäulen an den schönen Routen. Deswegen werden Elektromotorräder derzeitig noch floppen, aber in der Zukunft kann sich das alles noch ändern und dann wird es spannend. Wir sind uns ziemlich sicher: Hinter den Kulissen wird fleißig experimentiert und geforscht und wir werden passend zur Motorrad-Saison 2022 nicht nur die neuen Motorräder, sondern natürlich auch die Elektromotorräder vorstellen.

Foto: © ENERGICA 2022

4 thoughts on “Warum Elektromotorräder floppen werden! Die Energica Eva Ribelle ist toll, aber…

  1. Gerd

    Hab eine der wenigen Rebellinnen in der RS-Variante, die es hier gibt. Sie deckt meine Ansprüche voll ab. Das Mopped ist so „intensiv“, daß es eh nicht für Touren taugen würde. Mal ehrlich, wer ist schon in der Lage, die Konzentration, die für dieses Mopped notwendig ist, länger wie eine Stunde aufrecht zu halten?
    Aber leider gibt es derzeit auch keinen zweiten Hersteller, der vergleichbar wäre. In der Regel kein Gleichstrom verdaulich, und die Akkus zu klein.
    Zum Artikel – Gewicht ist mit dem alten Motor, aktuell sind es 254kg. Handling – das Fahrwerk war werksseitig grauenhaft eingestellt. Es lassen sich aber nach Neueinstellung 100% des Profils nutzen, was bei den relativ schmalen Reifen sehr hohe Kurvengeschwindigkeiten bedeutet. Sie muß halt mit Nachdruck gefahren werden, eher so wie eine Kawa H2 oder eine Duc Diavel. Ist anders wie heutzutage üblich, geht aber super.
    Ein Hinweis auf den extrem hohen Schwerpunkt wär gut gewesen. Die Kippgefahr im Stand ist schon sehr groß.
    Was aber definitiv fehlt (im Artikel und am Mopped): die Möglichkeit, den Kraftschluß spontan zu unterbrechen. also quasi sowas wie eine Kupplung. Ruhig und entspannt in eine Kreuzung rollen is nicht, auf Kies wird es abenteuerlich. Ich habe ja nur eine Hand mit kombinierter Bremse und Gas. Ein kleiner, ungewollter Zucker in der Hand, und das Ding schiebt hinten wie wild wieder an. Hier sollten alle Hersteller von E-Moppeds noch etwas Hirnschmalz rein stecken, um speziell für weniger erfahrene Fahrer die Geschichte unkritischer zu gestalten.

    Was mir sonst noch aufgefallen ist: Leider sind es immer nur Momentaufnahmen, die man im Netz lesen kann. Das Ganze erschließt sich einem aber erst mit der Zeit…

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  2. Martin

    Na ja, die Aussagen ähneln frappierend denen, die man erst zur Einführung der „Handys“ gehört hat und später dann beim Smartphone. Zu Teuer, braucht keiner, hält nicht lange usw. Heute bekommt man die Dinger die vor kurzem noch halbe Vermögen gekostet haben hinterher geworfen und für jeden ist’s normal. Als Biker mit 40 Jahren Erfahrung (auch Rennstrecke), mindestens ebenso vielen Sportmotorrädern (die letzten 15 Jahre Ducati 996 und mehrere Aprilia RSV 1000 RR Factory) fahre ich jetzt seit ca. 15t km eine Energica Ego und die Verbrenner stehen abgedeckt in der Garage. Selbst Tagestouren mit deutlich über 300 km sind problemlos möglich, ebenso ein Italienurlaub. (Zugegeben, ich sitze schon ganz im Süden Deutschlands…). Am Bspl. Energica lässt sich nebenbei die Akkuentwicklung prima verfolgen: 2015 11,5 kWh, 2018 13,4 kWh und seit 2022 21,5 kWh Akkukapazität bei abnehmendem Gewicht. Fortsetzung folgt…. Ich hatte so manchen Verbrenner der häufiger zur Säule musste. Fahrwerk und Gewicht(sverteilung) sind bei einer Aprilia besser, dennoch ist die Ego mein erste Wahl aus Freude am „anderen“ fahren. Die Zeiten in denen ich nicht nur fahren, sondern möglichst der Schnellste sein wollte sind dem reinen Fahrspass gewichen. Ich bin aber ziemlich sicher dass in wenigen Jahren die E-Bikes auch in dieser Disziplin die Führung übernehmen werden. Meine benzinduftenden „Oldtimer“ bleiben jedenfalls, und wenn auch nur aus sentimentalen Gründen, in der Garage. Aber die Zukunft ist elektrisch. Ganz sicher…

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