Frust auf Zulassungsstellen: Termine auf dem Schwarzmarkt gehandelt

Das Auto ist gekauft, die Freude ist groß – nun muss der Pkw nur noch zugelassen werden. „Nur noch“, denkt man – leider ist die Prozedur in vielen deutschen Städten inzwischen ziemlich langwierig. So sind in Hamburg teilweise Wartezeiten von bis zu einem Monat an der Tagesordnung. Auch in Berlin sieht die Sache nicht besser aus: Hier werden auf der Zulassungsstelle Termine nur lange im Voraus vergeben. Früher war die Kfz-Neuzulassung innerhalb von einem oder zwei Tagen erledigt, heute kann man sich seine erste Autofahrt erst mal abschminken.

Wartezeit Kfz-Zulassung

Bei der Kfz-Zulassung sind stundenlange Wartezeiten die Regel.

Warteschlangen in Hamburg: Zulassungsstellen mangelt es an Personal

Autobesitzer, die in Hamburg ihr Kfz zulassen wollen, müssen auf der Webseite der Zulassungsstelle Termine online vereinbaren. Dieses System wurde 2014 eingeführt, weil Kunden trotz Wartenummer-System für ihre Kfz-Zulassung teilweise Wartezeiten von 7 Stunden auf dem Amt verbringen mussten. Natürlich beschwerten sich viele Autobesitzer, sodass der Landesbetrieb Verkehr (LBV) das neue Online-Termin-System einführte. Man kann trotzdem noch ohne Termin erscheinen, aber kommt nur dran, wenn ein anderer Kunde seinen Termin zufällig abgesagt hat – Glückssache also. Die Warteschlangen haben sich daraufhin etwas verkürzt, aber das Problem ist nicht gelöst: Mittlerweile handelt man in Hamburg laut der Zeitung taz die Zulassungsstellen-Termine auf dem Schwarzmarkt. Laut LBV-Sprecher Uwe Tillmann soll neues Personal eingestellt werden: „Das Herbstgeschäft, was ja auch wieder ein bisschen knallt, könnte dann wesentlich besser werden.“ Entspannung soll außerdem das LBV-Mobil bringen, das durch Hamburg fährt und einen Zulassungsservice anbietet. Mal sehen, was das bringt.

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Florierender Schwarzmarkt: Zulassungsstellen-Termine für wenig Geld zu haben

Termine illegal erhältlich

Auf Zulassungsstellen gibt es einen Termin-Schwarzmarkt.

Eine andere Idee, um schneller dranzukommen: Mehr zahlen. Der Kfz-Zulassungsdienst Lühr in Hamburg beschleunigt den Zulassungsvorgang gegen einen Service-Aufpreis von 39 Euro. Dann können Kunden innerhalb von 1 bis 2 Tagen mit ihrer Zulassung rechnen. Was ein bisschen nach Bestechung klingt, ist ganz legal. Aber direkt vor dem Amt floriert offenbar der Schwarzmarkt: Kunden berichten, ihnen seien vor der Eingangstür Termine für 30 Euro angeboten worden. Andere erzählen, dass dort unter anderem auch fertige Kurzzeitkennzeichen verkauft werden – Nummernschild und Zulassung für 100 Euro.

Auch in Berlin Stau auf den Ämtern

Auch in der Hauptstadt geht es drunter und drüber auf den Zulassungsstellen. Die Berliner Morgenpost berichtet am Beispiel von zwei Zulassungsstellen, dass Termine erst wieder in vier Wochen vergeben werden: In der der Ferdinand-Schultze-Straße in Lichtenberg und in der Jüterboger Straße in Kreuzberg. Termine müssen wie in Hamburg über das Internet gebucht werden. Und dann sind für die Kfz-Zulassung Wartezeiten von mehreren Stunden trotzdem noch die Regel – jedenfalls für Privatpersonen. Autohäuser können die Anträge gesammelt an einem eigenen Schalter abgeben und werden dadurch schneller bedient. Aber oft klappt auch das nicht: Das Amt hält seine Ausgabetermine einfach nicht ein und die Kunden des Autohauses sind verärgert – schlecht fürs Geschäft der Händler. Denn die kriegen ihr Geld erst bei der Übergabe des Autos an den Kunden.

Terminvereinbarung Standort Kfz-Zulassung Kreuzberg

In der angegebenen Zeit gibt es keine Termine. Termine werden nur mit einem gewissen Vorlauf angeboten. Schauen Sie in den nächsten Tagen wieder nach.

Terminhändler blockieren Termine für Kfz-Zulassung

Aber warum dauert das so lange? Ein Sprecher der Senatsinnenverwaltung sagte gegenüber der Berliner Morgenpost, es liege – wie immer – an mangelndem Personal. Aber auch die Zulassungszahlen seien in den wärmeren Monaten angestiegen. Jetzt würde man aber ein paar freie Stellen wieder neu besetzen. Dann kommt eine „gewisse Einarbeitungszeit“, bis die Zulassungen wieder schneller abgewickelt werden. Kunden wird empfohlen, regelmäßig im Internet nachzuschauen, ob ein Termin frei geworden ist. Das passiert vor allem dann, wenn die „Termin-Dealer“ bestimmte Termine extra blockieren und dann nicht verkaufen können. Rechtlich kann gegen den Schwarzmarkt wie auch in Hamburg offenbar nichts unternommen werden. Aber die Termine sollen bald immerhin personalisiert werden, damit sie nicht mehr einfach so übertragen werden können. Das heißt aber auch, dass man dann nicht mehr einen Freund oder einen Verwandten zum Amt schicken kann, um die Kfz-Zulassung durchführen zu lassen, sondern persönlich erscheinen muss.

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Mit Material von Berliner Morgenpost, taz
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