Motorrad-Raser: Kennzeichen manipulieren, um Blitzer zu umgehen?

Mit geschlossenem Visier und ohne vorderes Kennzeichen: Manipulieren müssen Motorradfahrer nicht unbedingt, um ungestraft durch die vielen Blitzer zu rasen. Wie die Polizei den Bikern doch auf die Schliche kommen kann, erfahrt ihr hier.

Blitzer haben es mit Bikern schwer

Kennzeichen manipulieren nicht notwendig: Blitzer haben es bei Bikern schwer.

Blitzerwut: Auto-Kennzeichen unkenntlich machen und Sachbeschädigung

Auf manchen Straßen Deutschlands sind Radarfallen so dicht verteilt wie sonst nur Hundekacke auf Berliner Bürgersteigen. Ob direkt nach Ortsausfahrten oder -einfahrten, mitten auf schnurgerader Straße oder hinter einer Kurve kurz nach dem Temposchild versteckt: Manche Blitzer werden anscheinend mit Dreistigkeit aufgestellt. Da ist die Wut mancher Auto- und Motorradfahrer durchaus nachvollziehbar, ebenso, dass sie sich wehren wollen. Blitzerwarnungen sind eine beliebte Rubrik im Radio und auch Smartphone-Apps helfen. Das sind noch die sanften Möglichkeiten. Andere Fahrer überlegen, wie sie ihr Autokennzeichen unkenntlich machen können. Oder greifen gleich zu radikalen Lösungen – so wie dieser Motorradfahrer, der das Umwerfen von Radarfallen zum Computerspiel adelt:

Was dieses Video auch zeigt: Biker müssen sich weder vermummen noch Kennzeichen manipulieren, um unerkannt Blitzer zu zerstören. Auch die Blitzerfotos von Motorradfahrern sind oftmals wertlos, da die Zweiräder nur über ein Heck-Nummernschild verfügen. Haben Biker also die Lizenz zum Rasen?

Wie schnappt die Polizei rasende Biker?

Während Blitzerfotos von Autos das Nummernschild und zumeist genug vom Fahrer zeigen, entfallen beide Informationen beim Motorrad. Die meisten fest installierten Radarfallen fotografieren das Fahrzeug nur von vorne, wo das Motorrad kein Kennzeichen hat. Wenn der Fahrer auch noch – wie vorgeschrieben und empfehlenswert – einen Helm trägt, ist die Identifizierung oft unmöglich. Anders sieht es bei sogenannten „Doppelblitzern“ aus: Diese machen Fotos von der Vorder- und Rückseite, sind aber noch nicht sehr verbreitet. Deutlich häufiger wird dem rasenden Biker da die mobile Radarfalle zum Verhängnis. Zwar wird auch hierbei meist von vorne geblitzt, aber was die Technik nicht leistet, schafft der Mensch mit Stift und Papier: Ein aufmerksamer Polizist kann sich das Kennzeichen des Motorrads einfach notieren. Auch bei der Raserjagd mit Videofahrzeugen werden Motorradfahrer nicht verschont. Nicht einmal die Videoaufnahme ist dabei unbedingt notwendig, um Geschwindigkeitsübertretungen festzustellen: Ist der Polizist im Dienstfahrzeug unterwegs, braucht er dem betreffenden Fahrzeug nur hinterherzufahren, um eine Verletzung des Tempolimits festzustellen. Immerhin: Großzügige Messtoleranzen kommen dem Temposünder zugute. Keine Ausreden und wenig Toleranz gibt es schließlich bei der Lasermessung. Und da würde es auch wenig helfen, das Kennzeichen zu manipulieren. Im Gegenteil.

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Melderegister hilft bei der Suche nach Temposündern

Radarkontrolle

Eine bei Bikern wohl häufige Überlegung: Helm und kein Kennzeichen sichtbar? Manipulieren wir den Blitzer!

Wer als Motorradfahrer den Ordnungshütern wiederholt mit schönen Blitzerfotos imponiert, muss damit rechnen, dass die Polizei andere Saiten aufzieht. Üblich ist die Strategie, das Melderegister im Zulassungsbezirk zu konsultieren. Oftmals kann es passieren, dass das eigene Bike dank Modell, Fabrikat und Farbe so individuell wie ein Fingerabdruck ist. In diesem Fall muss sich der Halter auf einen Hausbesuch einstellen. Bekanntlich bedeutet das aber nicht automatisch Punkte in Flensburg: Halter und straffälliger Fahrer müssen nicht die gleiche Person sein. Behauptet der Halter des Bikes, er könne nicht sagen, wer die Maschine fuhr, wird es schwieriger für die Polizei. In manchen Fällen lassen sich individuelle Merkmale unter dem Helmvisier erahnen: Träger von Piercings und Gesichtstätowierungen seien gewarnt. Auch die Schutzkleidung kann verräterisch sein: Wer meint, die Polizei richtig herausfordern zu müssen, dem wird es im schlimmsten Fall mit einer Hausdurchsuchung gedankt. Wird dann die auf dem Blitzerfoto zu sehende Kleidung gefunden, wird es mit den Ausreden schwierig.

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Zu hohe Geschwindigkeiten erhöhen Unfallwahrscheinlichkeit

Doch Spaß beiseite: Zwar müssen Biker oftmals keine Moennzeichen manipulieren oder ihre Motorradkennzeichen unkenntlich machen, um der Bestrafung als Temposünder zu entgehen. Aber mögen auch manche Blitzer tatsächlich dreist und unfair platziert sein, so haben Tempolimits doch ihren Sinn. Gerade auch für Motorradfahrer. Für 2014 stellte das Statistische Bundesamt eine deutliche Zunahme an verunglückten Motorrad- und Mopedfahrern fest. Um zehn Prozent stieg die Zahl an Zweiradunfällen mit Personenschaden, fast 700 davon mit tödlichem Ausgang. Laut Behörden sind zu hohe Geschwindigkeiten die häufigste Ursache für die Unfälle. Ob es nun die Biker waren, die bei der ersten Fahrt der neuen Saison ihre Fähigkeiten überschätzten oder rücksichtslose Autofahrer, die den Unfall verursachten, sagt die Statistik nicht. Fest steht aber: Motorradfahrer sind bei Unfällen offensichtlich stark gefährdet – und ein wichtiger Faktor bei der Frage, ob es nur ein Blechschaden oder ein Sturz mit tödlichem Ausgang wird, ist die Geschwindigkeit des Bikes.

Mit Material von n-tv.de, tagesspiegel.de und anwaltauskunft.de
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