Defekte Teile an Autos: Sicherheit egal?

Nach Angaben des ARD-Magazins Plusminus sind Tausende Autos mit Sicherheitsmängeln auf unseren Straßen unterwegs – eine Gefahr für alle anderen Verkehrsteilnehmer. Aber wie kommt das? Wir bringen doch alle unser Auto zu einem Kfz-Experten und dieser beurteilt den Zustand unseres Autos: Sicherheitsrisiko oder nicht? Entdeckt er beispielsweise Mängel an den Airbags oder am Lenkrad, muss der Schaden behoben werden oder die TÜV-Plakette wird ungültig gemacht – ganz einfach. Warum sind also Autos mit Mängeln unterwegs, die letztendlich das Leben aller gefährden?

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Welche Autos Sicherheitsmängel aufweisen und trotzdem auf der Straße unterwegs sind, weiß niemand so genau.

Kraftfahrtbundesamt reagiert viel zu langsam

Wird der Stempel von der TÜV-Plakette entfernt, darf das Auto nicht mehr bewegt werden, sonst verstößt der Fahrer gegen das Gesetz. Kfz-Meister sind in der Pflicht, solche Fahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen. Das betrifft Mängel wie Schäden am des Motor, die zum Komplettausfall führen können, sowie den Verlust der Lenkfähigkeit bzw. der Fahrstabilität. Solche Fahrzeuge werden aber nicht sofort von der Straße geholt: Das Kraftfahrtbundesamt gibt den Herstellern dieser Autos eine gemütliche Frist von 1,5 Jahren für den Rückruf vor. Der Automobilexperte Alexander Friedrich hält das für einen Skandal, der mit der VW-Affäre vergleichbar ist. Dem Kraftfahrtbundesamt wirft er vor, die Autoindustrie zu unterstützen, statt für die Sicherheit der Bürger zu sorgen. Nach Auskunft der Europäischen Kommission darf das auch nicht so lange dauern, sondern es muss sofort reagiert werden.

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Hersteller verschweigen den Ernst der Lage

Kann man sich also noch im eigenen Auto sicher fühlen? Seit mehr als einem Jahr sind offenbar 4.000 Autos mit defekter Lenkung unterwegs. Weder möchten wir in einem solchen Auto selbst sitzen – auf der Autobahn mit 150 km/h nicht mehr lenken können, das will wohl niemand erleben –, noch wollen wir einem nicht mehr steuerbaren Auto entgegenkommen! Das Beste daran: Der Autobesitzer weiß oft gar nicht, dass sein Auto Sicherheitsmängel aufweist. Er findet im Briefkasten ein Schreiben vom Hersteller, er solle seinen Wagen sofort in eine Werkstatt bringen. Dass aber etwas Ernsthaftes mit dem Fahrzeug passieren könnte und das Fahren gefährlich wird, steht dort nicht. Deshalb fahren viele Halter nicht in die Werkstatt.

Viele Fahrzeuge haben Sicherheitsmängel

Warum zieht das Kraftfahrtbundesamt die Fahrzeuge mit defekten Teilen nicht aus dem Verkehr?

An Motorrad und Auto: Sicherheitsmängel, die besonders riskant sind

Selbst wenn man auf eigene Faust recherchieren will, findet man nicht die Informationen, die man sucht. Die ARD-Reporter haben es getestet: Auf der Webseite des Kraftfahrtbundesamtes müssten doch die Fahrzeuge, die die Hersteller aufgrund von Mängeln zurückrufen, aufgelistet sein? Fehlanzeige. Erst wenn man im Internet bei der Europäischen Kommission sucht, wird man fündig. Laut Kfz-Experte Markus Hermann gibt es zum Beispiel diese Sicherheitsrisiken:

  1. Bestimmte Motorräder von Panigale, Ducati, haben ein erhöhtes Unfallrisiko durch ein unzureichendes Anzugsdrehmoment der Federbeinverschraubung, dadurch kann sich die Verschraubung lösen. Die Fahrstabilität ist nicht mehr gewährleistet.
  2. Bei einigen Autos des Hyundai i30 kann sich eine Schraube an der Lenksäule lösen. Das Auto kann unlenkbar werden!
  3. Einige Hybrid-LS3-Reifen von Conti können plötzlich Druck verlieren. Dadurch steigt das Unfallrisiko, die Fahrstabilität ist nicht mehr gewährleistet.
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Dass das Kraftfahrtbundesamt diese Autos und Motorräder nicht sofort aus dem Verkehr zieht, ist ein Verstoß gegen europäisches Recht. Die Europäische Kommission kann also ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland einleiten. Die Bundesrepublik muss sich dann vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verpflichten, die Richtlinien schneller umzusetzen und sofort zu reagieren. Anja Smetanin vom Verkehrsclub Deutschland spricht aber von einer „Kumpanei zwischen Politik und Autoindustrie“, sie unterstellt also, dass das Kraftfahrtbundesamt nicht unabhängig arbeitet, sondern die Interessen der Hersteller vertritt. Das Bundesamt selbst schweigt bisher…

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