Der Telematik-Tarif: Bezahlen nach Fahrstil

In Sachen Kfz-Versicherung rückt die Fahrweise des Versicherungsnehmers stärker in den Fokus. Mehrere große deutsche Versicherungen haben angekündigt, ab dem nächsten Jahr den neuartigen Telematik-Tarif anzubieten. Die Berechnung der Versicherungsbeiträge wird dann nicht mehr ausschließlich anhand der üblichen Merkmale wie Schadensfreiheitsklasse und Typklasse erfolgen, sondern auch den Fahrstil berücksichtigen. Das kann sich je nach Fahrweise positiv oder negativ auf den eigenen Geldbeutel auswirken. Insbesondere für Fahranfänger lohnt sich die Versicherung. Die Informationen über das Verhalten eines Autofahrers fallen allerdings nicht vom Himmel: Um die Fahrten eines Kfz zu analysieren, statten die Versicherer das Auto mit zusätzlicher Technik aus. Ein Messgerät im Wagen misst relevante Daten und ermittelt so den Fahrstil des Fahrers.

Telematik-Tarif: Beiträge richten sich nach Fahrstil

Beim Telematik-Tarif berechnen sich die Versicherungsbeiträge nach der eigenen Fahrweise.

Telematik-Tarif: So funktioniert’s

Die Idee hinter dem Telematik-Tarif ist denkbar einfach. Im Auto wird ein Gerät, ähnlich einer Blackbox im Flugzeug, installiert. Dieses zeichnet Daten über die Fahrten auf und sendet sie per Funk an eine Datensammelstelle. So messen die Geräte fortlaufend Geschwindigkeit und Fahrweise und ermitteln per GPS-Signal den Standort des Fahrzeugs. Unter anderem sollen auch das Brems- und Beschleunigungsverhalten analysiert werden. Dabei wird die Geschwindigkeit eines Wagens mit den in der Region erlaubten Tempolimits verglichen. Die Geräte registrieren ebenfalls, wie stark ein Fahrer nach dem Bremsen anfährt. Die Fahrtdaten werden ausgewertet und zusammengefasst. Aus dem Fahrstil und der Kilometerzahl wird schließlich die Höhe des Versicherungsbeitrages für den Wagen errechnet. So müssen Fahrer mit einem aggressiven Fahrstil natürlich höhere Beiträge zahlen. Für einen eher defensiven Fahrstil sind entsprechend geringere Versicherungsbeiträge fällig. Einige Versicherungen haben bereits angekündigt, neben Blackbox-ähnlichen Geräten auch Smartphone-Lösungen mit Telematik-Apps anzubieten.

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Der Telematik-Tarif in Deutschland

In den USA sind Fahrzeuge mit Telematik-Versicherungstarifen bereits seit Längerem gang und gäbe. In Europa hat sich das System bereits in Italien, Irland und Großbritannien etabliert. Dort sind die Tarife als Pay-as-you-drive-Angebote bekannt. Die deutschen Versicherer standen dem Telematik-Tarif jedoch lange Zeit skeptisch gegenüber. Dennoch boten manche Versicherer bereits Telematik-Tarife im Ausland an und einige kleinere Versicherungen haben bereits erste Versuche in Deutschland gewagt. Zum Jahr 2016 soll sich das Thema Telematik-Tarife in Deutschland jedoch grundlegend ändern. Mehrere der großen deutschen KFZ-Versicherungen haben für das nächste Jahr geplant, ihr Angebot um Telematik-Tarife zu erweitern. Einige Versicherer haben hierfür bereits Testbetriebe mit Teilnehmerzahlen im dreistelligen Bereich gestartet. Durch die Testbetriebe wird sich zeigen, wie sich das Konzept Telematik-Tarif auf den deutschen Straßen umsetzen lässt. Zusätzlich ist zu erwarten, dass die anderen Versicherungen nachziehen werden, wenn ihre Konkurrenten den neuartigen Tarif erfolgreich eingeführt haben.

Telematik-Tarif – umsichtiges Fahren kostet weniger

Telematik-Tarif ist eine günstige Versicherung für Fahranfänger.

Das sagen Verbraucher- und Datenschützer

Verbraucherschützer warnen allerdings vor den neuartigen Tarifen: Die Systeme seien noch nicht ausgereift genug. Muss ein Fahrer beispielsweise aufgrund von Wildtieren spontan bremsen, stuft das System die harte Bremsung als aggressiven Fahrstil ein. Das macht sich natürlich in der Gesamtwertung und schließlich in der Höhe der Prämien bemerkbar. Weiterhin bestehen starke Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Experten zweifeln daran, dass es im Rahmen von Telematik-Tarifen bei einer einfachen Datensammlung bleibt. Die Prognose: Wer jetzt schon viele Daten sammelt, wird künftig noch mehr Daten sammeln. So besteht die Befürchtung, dass durch die Datensammlung in Zukunft umfassende Bewegungsprofile erstellt werden. Die Anbieter versichern jedoch, erhobene Daten lediglich zu Versicherungszwecken einzusetzen. Teilweise ermitteln die Telematik-Geräte lediglich einen Gesamtwert aus den erhobenen Daten und nur dieser wird an die Versicherungen gesendet.

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Ein Tarif für umsichtige Fahrer

Insbesondere für vorsichtige Fahrer lohnt sich der Wechsel zu einem Telematik-Tarif. Das vorsichtige Fahren wird schließlich mit deutlich niedrigeren Versicherungsbeiträgen belohnt. So werben Versicherer bereits jetzt mit einem Nachlass der Versicherungsprämien für einen nachweisbar defensiven Fahrstil. Bis zu 30 Prozent Ersparnis soll hier der Telematik-Tarif bringen. Bei den hohen jährlichen Kosten einer Kfz-Versicherung lohnt sich das natürlich. Interessant ist die Telematik-Versicherung insbesondere für Fahranfänger mit schmalem Geldbeutel. Trotzdem gehen Experten in Sachen Versicherung nicht davon aus, dass Telematik-Tarife die klassischen Versicherungstarife in Deutschland ablösen werden.

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