Seit 2008 gibt es nun die Umweltzonen. Inzwischen wird auch in diesen Zonen härter kontrolliert, scheinbar haben die Überwacher des ruhenden Verkehrs auch gemerkt, dass man hier Geld einnehmen kann. Der Nutzen der Umweltzonen ist weiterhin umstritten. Zu Recht? Die führenden Umweltverbände mächten gerne eine weitere Plakette einführen. Dürfen wir vorstellen:
Die blaue Plakette!
Nicht das wir uns falsch verstehen. Uns liegt die Umwelt auch am Herzen und natürlich brauchen wir saubere Luft zum atmen, doch was kann eine Plakette daran ändern? Bringt es der Stadt wirklich etwas wenn eine Minderheit vor den Toren stehen bleibt?
Die Umweltverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) fordern nun die weitere Umsetzung „wirksamer Maßnahmen zur Bekämpfung der anhaltend hohen Belastung zahlreicher Städte mit Stickoxiden (NOx)“. Das heißt: Dieselfahrzeuge sollen draussen bleiben, die Fahrzeuge die bis dato eine rote oder gelbe Plakette bekommen haben. Wofür also eine neue Plakette? „Um den Kommunen die Möglichkeit zu geben, Fahrzeuge mit hohen Stickoxidemissionen aus belasteten Gebieten auszuschließen, ist es nach Ansicht der Verbände erforderlich, die rechtlichen und inhaltlichen Rahmenbedingungen für eine Blaue (Umwelt-)Plakette, als Weiterführung der aktuellen Umweltzonenregelung, im kommenden Jahr zu verabschieden.“
Interessant oder? Da haben die Komunen und Städte nun Geld ausgegeben zur Beschilderung der Umweltzonen, viele Bürger haben passende Plaketten in der Windschutzscheibe kleben, andere dürfen bereits nicht mehr in die Innenstadt und nun wird einfach unter dem Deckmantel des Umweltschutzes weiter gemacht? Schildbürgerstreich? Plakettenwahnsinn? Wo soll das noch enden?
Unbestritten: Stickstoffdioxide gefährden die Gesundheit, der Böden versauern und Smog wird gebildet. Auch nicht strittig: Die Grenzwerte die es seit 2010 gibt, werden oft überschritten. Dennoch darf man die Forderung der Umweltverbände in Frage stellen: „Wir brauchen die Blaue Plakette für besonders schadstoffarme Fahrzeuge, um den für die Luftreinhaltung zuständigen Ländern und Kommunen ein wirksames Instrument zur Minderung der NO2-Belastung in die Hand zu geben. Kurzfristig dürfen in besonders hochbelasteten Kommunen nur noch ’saubere‘ Fahrzeuge einfahren, um die Gesundheit der Bürger zu schützen und teure Sanktionen der EU zu vermeiden.“ sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH (Deutsche Umwelthilfe e. V.).
Und wer soll die Blaue Plakette erhalten? Nun, alle neuen Fahrzeuge welche die Abgasgrenzwerte für NO2 der Eurostufe 6 erfüllen. Also alle Fahrzeuge die jetzt auch die grüne Plakette bekommen würden und sowieso derzeitig – und nun wird es spannend – einfahren dürfen. „Im Rahmen der Luftreinhalteplanung können dann künftig Fahrzeuge mit höheren NOx-Emissionen aus hoch belasteten Gebieten ausgeschlossen werden.“ – also auch die Fahrzeuge mit einer grünen Plakette?
Nun wird es lustig: „Die Blaue Plakette kann auch ein wirksames Instrument zur Förderung der Elektromobilität werden, denn Elektroautos würden die Blaue Plakette bekommen. Letztlich ist sie der Einstieg in das Ziel, den Verkehr in den Innenstädten komplett emissionsfrei zu machen“, sagt Dietmar Oeliger, Verkehrsexperte des NABU.
Wer soll das bezahlen? Wer hat soviel Geld und macht es überhaupt Sinn sich ein neues Fahrzeug zu kaufen? Ein Elektrofahrzeug? Ein Fahrzeug welches sparsamer ist und somit weniger Emissionen verursacht?
Fakt ist: Neue Fahrzeuge erfordern auch weiterhin viele Rohstoffe. Nehmen wir einfach mal an, dass man bei einer Produktion von einem neuen Kleinfahrzeug ca. 15-20 Tonnen Rohstoffe aufwendet. Sagen wir also, wir schultern nun einen ökologischen Defizit von ca. 15-20 Tonnen um das durch einen reduzierten Kraftstoffverbrauch bzw. über die reine Nutzungsphase des Fahrzeuges wieder zu kompensieren wird nicht bzw. nur selten funktionieren. Wenn der neue Wagen z.B. einen Liter Kraftstoff weniger verbraucht als der alte, dann müsste ich den – rein ökologisch betrachtet, dann ja 30-40 Jahre fahren, bevor der sich – rein von der Rohstoffseite gesehen – rechnet. Natürlich, die Produktionen von Fahrzeugen werden immer nachhaltiger, ökologisch vertretbarer aber denken die Umweltverbände da nicht etwas zu kurz? Am Ende bleibt aber auch noch die Frage: Wer soll das bezahlen? Wer kann sich als Normalverdiener denn heute die sparsamen Fahrzeuge leisten, wer kann sein altes Fahrzeug einfach stehen lassen und sich ein neues Elektromobil zulegen um damit dann wieder in die zukünftigen blauen Umweltbereiche einzufahren. Der Hohn: Ein 4.0 Liter V8 mit 510 PS darf demnächst – da die Euro6 erfüllt wird – in diesen Bereich, der kleine – leider zu alte – 60 PS Cityflitzer allerdings nicht.
Die Blaue Plakette würde in dem Fall dann übrigens die Stelle der grünen, roten oder gelben Plakette einnehmen. Wir wären dann noch für die Einführung der schwarzen Plakette, schließlich soll sich doch keiner Benachteiligt fühlen, dass er sich seine Windschutzscheibe nicht verunstalten darf, oder?
Warum nutzt man für die Umweltplaketten eigentlich nicht das vordere Kennzeichen, da wäre doch noch Platz dafür. Warum färbt man die Kennzeichen nicht einfach passend farblich ein, würde auch mehr Farbe in das Stadtbild bringen. Blaue Kennzeichen für Elektrofahrzeuge, rote für Diesel-Fahrzeuge, gelbe für die alten Benziner und die schwarzen – die bleiben demnächst einfach in der Garage.
Was kommt wohl als Nächstes? Wie wäre es mit der Autofreien Innenstadt? Aber bitte erst nach dem sich nun wieder alle Autofahrer neue Plaketten gekauft und die Komunen die notwendigen Schilder / Verbotsschilder aufgestellt haben.