Kurze Nummer, lange Tradition: Alte Autokennzeichen in Deutschland

Unglaublich, aber wahr: Das deutsche Kfz-Kennzeichen hat eine mittlerweile über hundertjährige Geschichte hinter sich. Heutzutage fährt jeder Wagen mit einheitlichem Kennzeichen, sonst droht ein saftiges Bußgeld. Die modernen Schilder bestehen aus hochwertigen Blechen und sind mit einer eigens für Kfz-Kennzeichen entwickelten Schriftart bedruckt. Zusätzlich prangt das Logo der Europäischen Union über dem großen D für Deutschland auf dem Schild. So eine einheitliche Regelung wie heute gab es in Deutschland aber nicht immer. Höchste Zeit also, die Geschichte des guten alten Autokennzeichens zu durchleuchten.

Kfz-Kennzeichen Britische Zone

Deutsche Nummernschilder haben eine lange Tradition. Foto: © Jerry „Woody“ / flickr – CC BY 2.0

Das Kfz-Kennzeichen gibt es seit dem Kaiserreich

Am 1. Oktober 1907 war es soweit: Für die damals 26 Länder des Deutschen Reichs wurde eine einheitliche Regelung für Autokennzeichen eingeführt. Die Verordnung über die Einführung der Schilder war bereits ein Jahr zuvor im Jahr 1906 diskutiert worden. Zwar gab es schon seit einigen Jahren vereinzelt Nummernschilder, jedoch noch kein System, das für das gesamte Kaiserreich gültig war. Mit den Schildern wollte die Reichsregierung dem Chaos der zunehmenden Motorisierung durch Kraftfahrzeuge Herr werden. Auch zur damaligen Zeit kam es bereits häufig zu Fahrerfluchten und ohne Kennzeichen konnte die Polizei die Täter nicht stellen. Problemlösung auf deutsche Art? Natürlich mit jeder Menge Zahlen und einer guten Portion Bürokratie! Aber natürlich hat sich die Einführung der Kfz-Kennzeichen in den letzten Jahrzehnten mehr als bezahlt gemacht. Dank der eindeutigen Kennzeichnung jedes Automobils ließen sich unzählige Straftaten und Ordnungswidrigkeiten in Deutschland aufklären.

Siehe auch  Verbotene Kennzeichen in Deutschland – nationalsozialistische Kürzel nicht erlaubt

Alte Autokennzeichen: Zu Anfang gab es römische Ziffern

Im Gegensatz zu den heutigen Kennzeichen enthielten die damaligen Schilder häufig Siegel aus Gummi und kamen aus privater Herstellung. Auf den ersten Varianten des alten Autokennzeichens waren römische Ziffern und eine Zahlenfolge. So erhielten Fahrzeuge in Preußen etwa ein Schild mit der römischen Ziffer I, in Bayern die Ziffer II und Pkws in Württemberg die Ziffer III. Hinter der römischen Ziffer stand ein Zeichen, das den Ort und den zuständigen Regierungsbezirk kennzeichnete. Freie Städte erhielten zur Unterscheidung nur einen Buchstaben ohne römische Ziffer und in Sachsen wurden ausschließlich die Ziffern I bis V ohne Buchstaben verwendet. In Berlin wurden die ersten Nummernschilder übrigens bereits im Jahr 1892 ausgestellt. Der Besitzer des ersten Berliner Kennzeichens „IA-1“ soll ein gewisser Herr Rudolf Herzog gewesen sein, der einen Benz fuhr. Der damalige Deutsche Kaiser Wilhelm II. wollte angeblich ebenfalls dieses Kennzeichen, musste sich jedoch trotz Einspruch mit einer anderen Nummer begnügen.

Weltkriege und Nachkriegszeit

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und zu Beginn der Weimarer Republik wurde das Nummern- und Buchstabensystem überarbeitet. Nach der Machtübernahme Hitlers wurde es dann erneut angepasst – mit Hakenkreuzemblem. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs gab es eine weitere Änderung: Es wurden farbige Autoschilder eingesetzt. Dies diente dazu, die Wagen den einzelnen Besatzungszonen zuzuordnen. So waren die Kennzeichen in der sowjetischen Zone weiß, in der amerikanischen orange, in der französischen rot und in der britischen blau. Im Jahr 1948 führten die Besatzungsmächte jedoch ein einheitliches System in Deutschland ein. Die Schilder besaßen weiße Schrift auf schwarzem Grund und die zuständige Zone wurde mit einer Buchstabenkombination vermerkt. So erhielten Autos in der amerikanischen Zone beispielsweise ein A und Fahrzeuge in der britischen Zone ein B.

Siehe auch  ZIG, MEG und FZ Kennzeichen

DDR, Bundesrepublik und Wiedervereinigung

Das einheitliche System der Alliierten hatte in der DDR bis zum Jahr 1953 Bestand. Dann folgte ein eigenes DDR-Kennzeichen: Die DDR wurde in 14 Bezirke eingeteilt, Ost-Berlin war ein separater 15. Bezirk. Nach diesem System richteten sich die Nummernschilder. Zwei Buchstaben gaben zunächst den Bezirk an, anschließend folgten zwei Nummern, getrennt durch einen Bindestrich. In den 70er Jahren reichten die verfügbaren Nummern nicht mehr, deshalb wurden drei Buchstaben und dreistellige Zahlen eingeführt. In der Bundesrepublik wurde das Nummernschild-System der Alliierten erst zum Jahr 1956 abgeschafft. Danach folgte das noch heute aktuelle Kfz-Kennzeichen, das nach der Wiedervereinigung im Jahr 1991 auf Gesamtdeutschland ausgeweitet wurde. Den Weg von den ersten alten Autokennzeichen im Kaiserreich zu unserem heutigen Nummernschild haben wir in unserer Timeline zusammengefasst:

alte-autokennzeichen

Die wenigsten Autofahrer wissen: Nummernschilder haben eine über hundertjährige Geschichte.

4 thoughts on “Kurze Nummer, lange Tradition: Alte Autokennzeichen in Deutschland

  1. Frank Schmegel

    Hallo Zusammen. Sehr Interessant .Habe ein altes Kennzeichen erworben. R36-4463 . Können Sie mir dazu etwas sagen? Welcher Bezirk ? Wo Registriert ? ( Weiße Buchstaben schwarzer Hintergrund )

    Antworten
  2. Hans-Martin Clauss

    Ich hätte gerne ein Kennzeichen „OHNE EUROBALKEN“ rein für Ausstellungszwecke.

    Können sie so etwas noch anfertigen ? ?

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert